Die Löwen-Apotheke im sächsischen Frankenberg ist eine der ältesten Apotheken des Freistaats. In diesem Jahr feiert Apotheker Joachim Canzler das 333-jährige Bestehen seiner Apotheke. Zu diesem Anlass öffnet er seine Apotheke am Markt und zeigt interessierten Besuchern deren Innenleben.
Die Löwen-Apotheke wurde 1682 am Marktplatz gegründet. Apotheker Gottfried Nicolai hatte vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. das „Privilegium cum jure prohibendi“ erhalten. Das erlaubte ihm als einzigen Händler, Arzneimittel und Kräuter in der Stadt zu verkaufen.
1788 wurde die Apotheke genauso wie das benachbarte Rathaus bei einem Stadtbrand zerstört. Im folgenden Jahr wurde anstelle der vorherigen zwei Gebäude ein neues Haus errichtet. In diesem befindet sich die Apotheke noch heute. 1790 wurde die Apotheke nach umfangreichen Rekonstruktionsmaßnahmen wieder eröffnet.
Seit 1900 ist die Apotheke im Besitz der Familie Canzler: Damals übernahm Friedrich Theodor, Großvater des heutigen Inhabers, die Apotheke und führte sie 45 Jahre lang. Nach seinem Tod übernahm sein ältester Sohn Franz Theodor, ein ehemaliger Heeresapotheker, die staatliche Leitung. Joachim Canzlers Vater kam als jüngerer Sohn nicht zum Zug und zog mit seiner Frau, ebenfalls Apothekerin, nach Chemnitz.
Als Franz Theodor 1962 starb, wurde die Apotheke staatlich weitergeführt. Sein Sohn ging nach Berlin und arbeitete in der Apotheke am Springfuhl. Nach der Wende hatte er kein Interesse an der väterlichen Apotheke – anders als sein Cousin Joachim Canzler.
Er übernahm in Lugau im Erzgebirge zunächst die Apotheke, die er bislang geleitet hatte, gab sie anschließend an die Treuhandanstalt zurück und erwarb dann von der Gesellschaft die Löwen-Apotheke in Frankenberg. Es sei eine sehr ungewisse Zeit gewesen, sagt Canzler heute.
Zusammen mit seiner Frau Dorothea, einer Pharmazieingenieurin, nahm er zahlreiche Umbauten vor. So hat er etwa die alte Einfahrt, durch die früher die Pferdekutschen der Apotheke fuhren, wieder freigebrochen. Sie führt nun zu einem Garten und dem Hinterhaus, in dem Familie Canzler wohnt.
Seit nunmehr 23 Jahren leitet Canzler die Apotheke inzwischen. In dieser Zeit hat sich das Berufsbild deutlich verändert: „Vor der Wende waren wir noch aktiv in der Rezeptur und der Defektur“, erzählt Canzler. Inzwischen würden Ärzte aber kaum noch Rezepturen verordnen, viele Medikamente gebe es als Fertigarzneimittel. Canzler findet das schade, er hat gern Arzneimittel hergestellt.
Zum Jubiläum will er sich noch einmal daran versuchen und zeigen, wie Zahnpasta hergestellt und abgefüllt wird. Die Apotheke veranstaltet am Montag einen Aktionstag, bei dem Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen können. Eine Gruppe aus einem Kinderheim habe sich schon angemeldet, so Canzler.
Die Apotheke soll auch weiterhin in Familienbesitz bleiben: Beide Töchter der Familie haben Pharmazie studiert und könnten das Geschäft übernehmen. Tochter Constanze Köhler arbeitet bereits in der 1,3 Kilometer entfernten Filiale, der Leo-Apotheke. Der lange Familienbetrieb verpflichte ein wenig zum Dasein als Apothekenleiterin – aber sie freue sich auch auf die Aufgabe, sagt Köhler. Anders ginge es wohl auch nicht.
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