Heute vor 50 Jahren wurde der Aktivist Rudi Dutschke in Berlin angeschossen. Er war auf dem Kurfürstendamm in Berlin mit dem Fahrrad unterwegs und wollte in die Apotheke. Sein kleiner Sohn Hosea Ché brauchte Nasentropfen, als das Attentat passierte. Menschen haben heute vor der Apotheke Blumen niedergelegt, um an den traurigen Tag zu erinnern.
Apothekerin Sandra Kraatz sagt: „Menschen haben heute vor der Apotheke Blumen niedergelegt.“ Und ein selbst gebasteltes Papp-Plakat mit der Aufschrift #stilllovingtherevolution“ aufgestellt. Die Waage-Apotheke wurde im Jahr 1973 eröffnet, davor befand sich auf dieser Höhe des Kurfürstendamms ebenfalls eine Apotheke.
An das Attentat vom 11. April 1968 erinnert eine Gedenktafel, die in den Fußweg eingelassen ist. Menschen bringen Rosen, weiße und rote. Halten inne. Weitere gesellen sich dazu. Nicht jeder weiß, dass er hier, am oberen Ende des Kurfürstendamms, wohin sich nur selten Touristen verirren, ein wichtiges Stück deutscher Geschichte abgespielt hat. Rudi Dutschke war marxistischer Soziologe und politischer Aktivist und ging als Wortführer der Studentenbewegung der 1960er-Jahre in die Geschichte ein.
„Normalerweise ist hier nicht viel los“, sagt Kraatz, die von ihrem Büro im ersten Stock über der Apotheke auf den Gedenkort blicken kann. Aber heute gedenkt man des Mannes, der hier niedergeschossen wurde. Der Attentäter Josef Bachmann soll „Du dreckiges Kommunistenschwein!“ gerufen haben, bevor er den Abzug betätigte. Der Täter beging 1970 in Haft Suizid.
Danach war Berlin in Aufruhr, Straßenschlachten und heftige Proteste gegen die Springer-Presse folgten. Rudi Dutschke überlebte das Attentat knapp, er erlitt schwere Hirnverletzungen. Der Aktivist sollte sich gesundheitlich nie wieder ganz erholen, er starb im Jahr 1979 an den Spätfolgen des Attentats.
„Man merkt, dass heute ein besonderer Tag ist“, sagt die Berliner Apothekerin, „und es bewegt uns.“ In der Apotheke selbst sei der Gedenktag zwar kein Thema. Menschen sagen „Guten Tag", holen ihre Medikamente ab, es ist ein Tag wie jeder andere.
Aber tritt man auf die Straße und erblickt die Blumen und das Plakat, dann sind sie plötzlich wieder da – die Erinnerungen an einen Mann, der deutsche Geschichte schrieb.
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