KI in der Apotheke: Routineaufgaben für den Bot Nadine Tröbitscher, 14.10.2024 15:32 Uhr
Apotheken sind in puncto Digitalisierung des Gesundheitswesens ganz vorne mit dabei. Und das soll auch so bleiben, macht Anke Rüdinger, Leiterin Abda-Digital Hub und Stellvertretende DAV-Vorsitzende deutlich. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) birgt für die Apotheken Potenziale – aber auch Risiken, wie die Abda im Positionspapier „Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Pharmazie“ aufzeigt. Die Rolle der KI soll darin bestehen, Empfehlungen zu geben und Informationen bereitzustellen, die Apotheker:innen in die fachliche Bewertung einbeziehen können.
Die Apotheken sprechen sich im Positionspapier klar für die Digitalisierung im Gesundheitswesen aus. Auch die Weiterentwicklung und der Einsatz von KI, um Effizienz und Qualität in der Arzneimittelversorgung zielgerichtet und nachhaltig zu verbessern, wird als positiv bewertet. Aber: Die mit der Anwendung neuer Technologien einhergehenden Risiken müssen auf ein Minimum reduziert werden.
Einsatz von KI in der Apotheke
KI könne aus Sicht der Abda in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise die Kundenbetreuung. So könne KI die Kommunikation im Gesundheitswesen optimieren. Dabei geht es um automatische Individualisierung von Anschreiben oder dem Abbau von Sprachbarrieren. Denkbar wäre aber auch die Automatisierung administrativer Tätigkeiten wie Dokumentation und Quality Management. Bots und KI-gestützte Systeme könnten Routineaufgaben wie Bestandsverwaltung, Rezeptprüfung und Dokumentation effizienter gestalten. Apotheker:innen hätten dann mehr Zeit für die pharmazeutische Beratung.
Zudem könne KI bei der Arzneimittelsicherheit (AMTS) – Medikationsanalyse, Wechselwirkungs-Checks und Bildauswertung – durch Analyse und Kreuzprüfung von strukturierten Datenbanken unterstützen. Damit würde dem „Alert Fatigue“, der Reizüberflutung durch zu viele Informationen vorgebeugt. „Durch die Auswertung großer Mengen an Patienten- und Forschungsdaten kann KI seltene und unerwartete Nebenwirkungen identifizieren, die in klinischen Studien möglicherweise nicht aufgetreten sind“, heißt es im Positionspapier.
KI könne aber auch zur Marktanalyse und strategischen Entscheidungsfindung eingesetzt werden. So können vulnerable Schlüsselpunkte der Lieferketten der pharmazeutischen Industrie überwacht und Alternativen für Engpässe früher vorbereitet und koordiniert werden.
„Diese Beispiele zeigen, wie KI dazu beitragen kann, den Apotheken mehr Zeit für die direkte Patientenbetreuung zu ermöglichen und die Patientensicherheit zu erhöhen“, heißt es von der Abda.
KI zur Effizienzsteigerung
Der Einsatz von KI könne die Effizienz von Mitarbeitern steigern und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gleichzeitig würden Mitarbeiter von bürokratischen Aufgaben entlastet. „Durch die Vereinheitlichung und Unterstützung von Prozessen, inklusive der Bereitstellung von Wissen, kann KI die allgemeine Qualität in der Versorgung erhöhen.“
KI ist kein Ersatz
Aber: Bei allem Nutzen und positiven Aspekten, die KI den Apotheken bieten kann, kann diese nur Unterstützung, nicht aber Ersatz von Apotheker:innen sein. So sollten KI-Systeme für Apotheken lediglich als Unterstützung zur Beurteilung komplexer heilberuflicher Sachverhalte dienen. „Die finale Entscheidung über die Abgabe von Arzneimitteln und die Beratung von Patienten muss immer in den Händen der Apotheker liegen. Die Rolle der KI sollte nur darin bestehen, Empfehlungen zu geben und Informationen bereitzustellen, die Apotheker bei Bedarf in die fachliche Bewertung einbeziehen können.“
Heilberufliche Expertise wichtig
Die auf einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung basierende heilberufliche Expertise von Apothekern werden bei der Nutzung von KI in folgenden Punkten benötigt:
- korrekte Formulierung der Eingangsfrage, um eine fachlich und qualitativ hochwertige Antwort zu generieren
- finale Verifizierung und Plausibilitätsprüfung, um die Korrektheit zu gewährleisten.
Aktuell seien trotz guter Datenbanken fachlich falsche Antworten und „Halluzinieren“ der KI immer noch möglich. Zudem nehme der persönliche Kontakt bei zunehmender Digitalisierung einen immer größeren Stellenwert ein. „Um Verhaltensänderungen und Adhärenz in den Interventionen und Therapien nachhaltig zu erhöhen, ist der Kontakt von Mensch zu Mensch essenziell. […] Der Apotheker schafft in diesem Setting für den Patienten die Brücke zwischen Mensch und Technologie.“
Anforderungen an die KI
An einen verantwortungsvollen, ethischen und effektiven Einsatz von KI im pharmazeutischen Bereich knüpft die Abda verschiedene Voraussetzungen. Das sind:
- Transparenz: Es muss für Nutzende nachvollziehbar sein, ob und an welchen Stellen KI genutzt wird. Zudem müssen die Entscheidungsgrundlagen der KI-Systeme für Apotheker:innen nachprüfbar sein.
- Datensicherheit: Personenbezogene Daten müssen jederzeit geschützt sein
- Datenbasis und Training der KI: Die der KI zur Verfügung stehenden Daten müssen transparent und von hoher Qualität sowie Aktualität sein. Das eingesetzte KI-System muss dem späteren Einsatzzweck entsprechend trainiert werden, wobei die Bias-Resilienz einen hohen Stellenwert einnehmen muss.
- Regulierung und ethische Standards: Der Einsatz von KI muss in einem klaren rechtlichen Rahmen erfolgen.
- Nutzerautonomie: Die Autonomie der Apotheker:innen muss gewahrt bleiben.