Kooperation mit DocMorris

Roche rechtfertigt sich, Apotheker dreht Spieß um

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Berlin -

Mit Roche hat der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose einen zweiten Pharmahersteller für seine geplanten Plattformaktivitäten gefunden. Bei den Apotheker:innen kommt die Zusammenarbeit naturgemäß nicht gut an. Der Konzern unternimmt einen nebulösen Rechtfertigungsversuch, doch ein Apotheker aus NRW will ihn damit nicht so einfach durchkommen lassen.

Zugang zu telemedizinischen Services, aber auch Rezepten und Nachbestellungen sowie Verbrauchsmaterialien und Entscheidungshilfen – mit diesen Services wollen Roche und Zur Rose laut einer gemeinsamen Erklärung die Versorgung der Patient:innen mit Diabetes verbessern. Die Kritik der Apotheker:innen ließ nicht lange auf sich warten, und so sahen sich James Fischer, Geschäftsführer Roche Diabetes Care Deutschland, und Vertriebsleiter Oliver Karpf veranlasst, einen Rechtfertigungsbrief zu verschicken.

„Zu dieser Kooperation haben uns zahlreiche Rückmeldungen erreicht“, räumen die beiden Roche-Manager in ihrem Schreiben ein. „Dabei ist sehr deutlich geworden, dass diese Information bei vielen unserer Kunden in den Vor-Ort-Apotheken Fragen aufgeworfen hat und teilweise auch sehr kritisch beurteilt wird. Es ist uns daher besonders wichtig, Ihnen mehr Hintergrundinformationen zu geben, was wir im Rahmen der Kooperation mit Zur Rose vorhaben“, so Fischer und Karpf.

Bevor der Brief zur Sache kommt, wird betont, wie wichtig dem Konzern die Apotheken seien: „Unser Anliegen ist seit vielen Jahren eine konstruktive und gute Zusammenarbeit mit Ihnen als Apothekerinnen und Apothekern. Wir sehen in Ihnen und den Vor-Ort-Apotheken einen verlässlichen und wichtigen Partner in der Diabetesversorgung in Deutschland – heute und auch in Zukunft.“ Aus diesem Grund sei man mit dem Außendienst nicht nur in Arztpraxen, sondern auch in den Apotheken präsent.

Fokus auf digitale Diabetiker

Die Kooperation mit Zur Rose habe einerseits das Ziel, nicht-diagnostizierte Menschen mit Diabetes zu identifizieren. Zudem wolle man „auf die Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes, die ihre Erkrankung bereits heute digital managen, eingehen und sie auch auf diesem Weg unterstützen“. Konkreter wird auch das Schreiben nicht, stattdessen heißt es: „Wir werden nun gemeinsam erarbeiten, wie eine Zusammenarbeit zum Wohl der Patienten, die vorwiegend digital agieren, aussehen kann.“

Am Ende wird wieder um die Gunst der Apotheken geworben: „Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass die persönliche Beratung in der Filiale, die Betreuung und die Kundenbindung vor Ort auch in Zukunft essenziell wichtig bleiben und Sie darüber einen echten Mehrwert für Ihre Kundinnen und Kunden mit Diabetes schaffen.“ Man lade alle Apotheken ein, den Dialog mit dem Außendienst zu suchen, und gehe auf individuelle Fragen und Feedback ein.

Apotheker: Challenge accepted

Apotheker Gunnar Müller aus Detmold nahm das Angebot gerne auf und drehte den Spieß einfach um: „Gerne unterstütze ich Sie bei Ihrem Anliegen, die Zahl der nicht-diagnostizierten Menschen mit Diabetes in Deutschland weiter zu reduzieren“, schreibt der Inhaber der Sonnen-Apotheke an Roche. Er gehe davon aus, dass die Kooperation im Sinne einer „Open house-Vereinbarung“ auch den Apotheken vor Ort offen stehe – nicht nur Versendern der „Zur Rose Gruppe“.

„Meine Apotheke verfügt über einen breiten, registrierten Kundenstamm und kann seit circa 18 Monaten auch über elektronische Medien angesprochen werden“, so Müller. „Da sich mit Einführung des E-Rezeptes sicherlich weitere neue Möglichkeiten der Kundenbetreuung auch für mich als Vor-Ort-Apotheke ergeben dürften, bitte ich Sie, mich an der Kooperation, ihren näheren Inhalten und Ihren aktuellen und zukünftigen Vorhaben teilhaben zu lassen.“

Müller geht es nach eigenem Bekunden nicht darum, den Konzern einfach nur hopszunehmen. Er habe die Nase voll von Firmen, die der Apotheke ihre besondere Sympathie bekundeten und dann den Versandhandel unterstützten. Im Fall von Roche will er nicht locker lassen: „Für den Fall, dass eine Kooperation auch mit anderen Apotheken resp. mit dem Deutschen Apothekerverband beabsichtigt werden sollte, beteilige ich die entsprechenden Stellen schon einmal nachrichtlich“, endet sein Schreiben. Nun wartet er auf Antwort – und mit ihm all jene Marktbeteiligten von A wie Abda bis Z wie Zukunftspakt, die er in Kopie gesetzt hat.

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