In Rheinland-Pfalz soll der Notdienst künftig gerechter unter den Apotheken verteilt werden – indem der bisherige starre Turnus abgelöst wird. Thomas Christmann, Vizepräsident der Landesapothekerkammer (LAK), hofft auf die Beteiligung benachbarter Bundesländer.
Die gerechte Verteilung der Nacht- und Notdienste für Apotheken sei in den vergangenen Jahren wegen vieler Apothekenschließungen in eine deutliche Schieflage geraten, so Christmann. Gerade in strukturschwachen Regionen würden die Apotheken deutlich belastet. So gebe es Regionen mit 20 Notdiensten pro Jahr, in anderen seien 40 bis 50 keine Seltenheit.
Das ist laut Christmann nicht nur unfair, sondern macht es auch schwierig, Nachfolger für derart belastete Apotheken zu finden – selbst wenn die Apotheke wirtschaftlich gut da steht. „Es macht schon einen Unterschied, ob man sich einmal im Monat für die Versorgung zur Verfügung stellt, oder ob man alle fünf bis sechs Tage dran ist“, so Christmann.
Sollte dann doch mal eine Übernahme geglückt sein, stehe womöglich schon die nächste Schließung bevor. „Das hat ja mit Work-Life-Balance nichts mehr zu tun.“ Denn: Schließt eine Apotheke, müssen die umliegenden Betriebe den Notdienst auffangen. Für ein Flächenland wie Rheinland-Pfalz werde es zunehmend schwieriger, praktikable Lösungen für das Problem zu finden.
Im vergangenen Jahr wurde der Kammervorstand beauftragt, sich mit der Thematik zu beschäftigen und Lösungsvorschläge zu finden. Die Ergebnisse aus der „Arbeitsgruppe Notdienst“ stellte Christmann im November auf der Vertreterversammlung vor: Mithilfe des Software-Anbieters S-Berg wurde ein zweidimensionales, arhythmisches System gestaltet.
Bei der jährlichen Planung für die Nacht- und Notdienste wird dabei nicht nur auf die flächendeckende Versorgung geachtet, sondern auch auf die gerechte Verteilung unter den Apotheken. Die bisherigen Notdienstbezirke werden durch Cluster ersetzt, die auf Grundlage der Entfernung gebildet wurden und nicht für große Städte wie Kaiserslautern, Ludwigshafen, Mainz und Trier gelten. Das führt zwar dazu, dass in einem Monat beispielsweise eine Apotheke dreimal dran ist, im nächsten Monat dafür aber nur einmal oder sogar gar nicht.
Im kommenden Herbst soll auf Grundlage der Berechnungen der Plan für 2024 feststehen. Dies wäre zwar theoretisch auch schon früher möglich. Doch Christmann fürchtet weitere Schließungen, was wiederum dazu führt, dass sich der gesamte Plan wieder ändert.
Unterjährige Apothekenverluste müssen weiterhin händisch und so gerecht wie möglich verteilt werden. Die Aufsichtsbehörde zeigte sich insgesamt positiv gestimmt von diesem Modell. Per Rundschreiben will die Kammer demnächst die Apotheken informieren.
Christmann hofft, dass sich auch die umliegenden Bundesländer diesem System anschließen. Denn es kann passieren, dass eine Apotheke in NRW zur gleichen Zeit ihren Notdienst verrichtet wie Christmann in seinem nur sieben Kilometer von der Landesgrenze entfernten Betrieb. Das sei Ressourcenverschwendung. Eine gedankliche Weiterentwicklung für das Programm schwirrt ebenfalls bereits in seinem Kopf: ein Kommunikationsportal, indem man zum Beispiel Dienste tauschen könnte.
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