Apothekenübergabe

Apotheker, 31, drei Apotheken

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Berlin -

Michael Althoff wollte eine eigene Apotheke, das war ihm schon früh klar. Nun führt der 31-Jährige bereits drei Apotheken im rheinland-pfälzischen Neuwied und dem benachbarten Bendorf. Und obwohl Althoff praktisch in den Apotheken seiner Eltern aufgewachsen ist, war es ein Sprung ins kalte Wasser. Denn sein Staatsexamen hat er erst im vergangenen Jahr erlangt.

Eigentlich war geplant, dass Althoff zunächst die beiden Apotheken seiner Eltern in Bendorf übernimmt – in vierter Generation – und sie auf Vordermann bringt. Aber dann entdeckte er die freien Räumlichkeiten im Schlick-Center in Neuwied. Althoff hielt den Standort für perfekt. Zwar befindet sich 50 Meter weiter die nächste Apotheke – aber er liegt mit seiner näher am Center und an den Arztpraxen.

Tatsächlich werde die Apotheke gut angenommen, berichtet Althoff. „Aber Neuwied ist ein hartes Pflaster, die Menschen sind sehr preissensibel: Die Leute kommen in die Apotheke, fragen nach dem Preis und wenn ihnen der nicht passt, gehen sie wieder. Das habe ich vorher noch nie erlebt.“ In Bendorf sei die Stimmung anders, auch wenn der Ort mit fünf Apotheken für 30.000 Einwohner eine ähnliche Apothekendichte wie Neuwied aufweise. Die beiden Apotheken seiner Eltern wird Althoff im Herbst offiziell übernehmen.

Mitarbeiter zu finden war für den Jungapotheker kein Problem. „Das Arbeitsklima stimmt“, sagt er. Es gebe ein Schichtsystem und er biete seinen Angestellten auch Vorteile, wie etwa einen Firmenwagen. „Das spricht sich rum.“ Ihm helfen aber auch seine Kontakte aus der Studentenzeit: Eine Kommilitonin hat Althoff bereits eingestellt, eine zweite beginnt nun ihr Praktikum bei ihm.

Von der Idee, eine eigene Center-Apotheke zu gründen, bis zur Eröffnung Mitte April dauerte es etwa ein Jahr. „Am schwierigsten war die Frage, ob sich der Standort überhaupt rechnet“, so Althoff. Der Apotheker zog einen Unternehmensberater hinzu und holte die Meinungen von Kollegen ein, etwa dem Apotheker, bei dem er selbst sein Praktisches Jahr absolviert hatte.

Immerhin hat Althoff knapp eine halbe Million Euro in die Apotheke gesteckt. „Nur, wenn man Geld ausgibt, kann man sparen“, findet er. Dass er an einen etwas älteren Einrichter geriet, hält Althoff im Nachhinein für ein großes Glück: „Er hat mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen geholt und mir vor Augen geführt, dass die Hauptzielgruppe 50+ ist.“

Trotzdem verfügt die Apotheke über allerlei technische Raffinessen, von dem Kommissionierer und der digitalen Sichtwahl von Rowa über Abholfächer der Firma Text Lite bis zum interaktiven Schaufenster. Auf einer Fläche von der Größe eines 55-Zoll-Bildschirms klebt eine Folie, die von innen durch einen Beamer bestrahlt wird. Von außen können Passanten dann beispielsweise darüber abstimmen, welches Thema der nächste Aktionstag haben soll.

Den Bürokratieaufwand bei einer Apothekeneröffnung habe er unterschätzt, sagt Althoff rückblickend. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt er. Manche Anforderungen habe er schlicht nicht nachvollziehen können, etwa, dass das Regierungspräsidium, das seine Approbationsurkunde ausgestellt hat, nun eine beglaubigte Kopie davon brauchte.

Am 14. April war es dann so weit: Der Pharmazierat hat die Apotheke abgenommen. Doch statt noch am selben Tag zu eröffnen, gönnte Althoff sich und seinen Mitarbeitern einen Tag Zeit, um mit den Räumen und der Technik vertraut zu werden. Am Freitagabend gab es eine kleine Feier, am Samstag ging es los – und am verkaufsoffenen Sonntag gleich weiter.

Für Althoff war schon während des Studiums klar, dass er eine eigene Apotheke führen möchte. „Ich liebe es, mit den Kunden zu quatschen und sie zu beraten“, sagt er. Althoff will regelmäßig Homöopathie-Beratungen anbieten und einmal im Monat einen Aktionstag zu bestimmten Themen veranstalten, zu denen er Fachleute einlädt.

Althoff hat nach dem Zivildienst zunächst eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und anschließend an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz Pharmazie studiert. Mit neun Jahren brauchte er zwar länger als der Durchschnitt, arbeitete in der Zeit aber durchgängig beim Rettungsdienst. „Ich wollte selbstständig sein“, erzählt er.

Seine Erfahrungen kann er heute nutzen: „Man bekommt mit, welche Bedürfnisse die Leute haben“, sagt er. Althoff will deshalb in der Apotheke mit einem weitreichenden Angebot punkten: Bereits heute bietet er Vaterschaftstests und HIV-Soforttests an. „Das ist aufwendig, aber nicht schwierig“, sagt er mit Blick auf den Vaterschaftstest. Etwa zwei bis drei Mal pro Woche führe er den durch.

Und das ist noch lange nicht das Ende: Althoff denkt bereits über neue Geschäftsfelder nach – die Tattooentfernung. „Dazu braucht man nur einen Strahlenschutzschein und als Rettungsassistent darf ich auch kleinere Eingriffe vornehmen. Und Dermatologen können sich vor Aufträgen kaum retten.“

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