Die Hubertus-Apotheke im rheinland-pfälzischen Straßenhaus lief gut. Trotzdem musste Thomas Schaefer sie Ende Dezember schließen – ihm fehlte das nötige Personal. Schaefer hatte im vergangenen Jahr die Hälfte seiner Approbierten verloren. Das war zuviel.
Schaefer gehörten zuletzt drei Apotheken: Die Bahnhof-Apotheke in Neuwied gründete er vor neun Jahren, vor sieben Jahren kam die Hubertus-Apotheke dazu und vor zweieinhalb Jahren die Stern-Apotheke in Rengsdorf. Insgesamt beschäftigte Schaefer bis Ende des vergangenen Jahres 20 Mitarbeiter – vom Boten bis zum Approbierten. Vier Apotheker arbeiteten insgesamt in den drei Apotheken, inklusive Schaefer.
Dabei hätte er sich schon immer mehr Personal gewünscht. Seit er seine erste Apotheke eröffnete, sucht Schaefer neue Mitarbeiter. Zunächst hat er das Problem unterschätzt: „Ich war jung und Existenzgründer, da hat es nichts ausgemacht, viel zu arbeiten“, erinnert er sich. Und Anfang 2015 waren immerhin noch sechs Apotheker in dem Filialverbund beschäftigt.
„Doch zwei Mitarbeiter wurden vor einem halben Jahr von anderen Apotheken abgeworben, eine dritte hörte auf, um sich der Betreuung ihrer Kinder zu widmen“, erzählt Schaefer. Er selbst habe wiederum mit Hilfe eines Headhunters eine neue Apothekerin finden können – mehr war aber nicht zu holen. Ende des vergangenen Jahres beschloss dann die Filialleiterin der Hubertus-Apotheke, selbst eine Apotheke zu eröffnen und reichte ihre Kündigung ein. „Das war nicht mehr zu stemmen.“
Schaefer versuchte vergeblich, innerhalb von zwei Monaten einen neuen Filialleiter zu finden. „Immerhin kenne ich das Problem schon seit neun Jahren“, sagt er. Trotzdem versuchte er sein Glück erneut, unter anderem bei sieben Personaldienstleistern, zwei Apothekenvertretungsagenturen, einem Headhunter, der Arbeitsagentur, den Apothekerkammern in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen, bei Großhandlungen, anderen Apothekendienstleister und Kollegen. Aber kurz vor Weihnachten blieben seine Versuche erfolglos.
Die Apotheke in der kurzen Zeit gewinnbringend zu verkaufen, hielt er für aussichtslos. Statt sich mitten im Weihnachtsgeschäft auf einen Preiskampf einzulassen, entschied er sich, die Apotheke zu schließen und das Inventar für seine verbliebenen Apotheken zu verwenden. „Aber eigentlich war es keine Entscheidung, sondern eine Notwendigkeit“, sagt Schaefer. Eine PTA ging mit der ehemaligen Filialleiterin mit, eine weitere PTA und der Fahrer arbeiten weiterhin für den ihn.
Der Schritt war offenbar der richtige für den Apotheker: „Ich freue mich, dass ich nur noch zwei Apotheken habe“, sagt Schaefer heute. Zwei Apotheken mit drei Apothekern zu managen sei einfacher, als drei Apotheken mit vier Apothekern.
Schließlich mussten die Approbierten zuletzt viel Arbeit stemmen: Die Filialleiterin der Hubertus-Apotheke sei mit 80 Überstunden gegangen, die Filialleiterin aus der Stern-Apotheke habe inzwischen sogar 200 Überstunden gesammelt, so Schaefer. „Ich selbst habe seit neun Jahren keinen Urlaub gemacht, seit September bin ich pausenlos im Einsatz gewesen.“
Bis zuletzt hatte Schaefer für jede Apotheke Stellenanzeigen geschaltet und hätte in jeder einen Apotheker eingestellt – wenn sich nur jemand gefunden hätte. Schwierig ist für ihn die Nähe zu Koblenz: „Sie kriegen aus der Stadt niemanden aufs Dorf“, sagt er. Auf jede Stellenanzeige habe er höchstens eine Bewerbung erhalten, selbst für den Posten einer Filialleitung. „Zu Gehaltsverhandlungen kommt man da gar nicht“, sagt Schaefer.
„Es sind zu wenig Kandidaten im Pool“, findet Schaefer. In Rheinland-Pfalz gebe es mit der Universität in Mainz lediglich eine Ausbildungsstätte für Apotheker. „Und wenn es noch so ist wie zu meiner Zeit, dann fangen 49 an und 20 Prozent werden rausgeekelt“, rechnet Schaefer. Der Rest sei der ganze Nachschub für das Land. Ein Teil von ihnen entscheide sich für die Industrie oder Krankenhausapotheken – und der Rest gehe in die öffentlichen Apotheken. Aus Schaefers Sicht zu wenig: „Wir brauchen mehr Leute.“
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