Herstellung dauert fast eine Woche

Rezeptur vertröstet: „Dann geht auch Light-Apotheke“

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Berlin -

Sofort Rezepturen herstellen? In vielen Apotheken werden Kundinnen und Kunden mit entsprechenden Verordnungen vertröstet – mitunter sogar weggeschickt. Das Personal sei so knapp, dass das Labor nun mal nicht besetzt sei. In der LOH Apotheke in Sondershausen trifft dies auf Unverständnis. „Dann kann man auch gleich Light-Apotheken einführen“, sagt Inhaber Martin Kreißl-Kohrs.

In einer Apotheke in Baden-Württemberg informierte der Inhaber unlängst, dass wegen Personalmangels „aufwändige Rezepturen“ nicht sofort hergestellt werden könnten. Dazu sei man nicht in der Lage. „Insbesondere flüssige Rezepturen erfordern einen so hohen Zeitaufwand, dass wir mindestens vier Arbeitstage Vorlaufzeit brauchen. Wir können daher nicht mehr flüssige Rezepturen zur Substitutionstherapie sofort herstellen.“

In anderen Apotheken heißt es, Rezepturen könnten bis zu einer Woche dauern. Bei solchen Aussagen schwingt für manchen die Hoffnung mit, dass die Kundin oder der Kunde woanders fragt. Für benachbarte Betriebe bedeutet das wiederum, dass sie von Anfragen überrannt werden. Da ist es nicht überraschend, dass manche Mitarbeitende erleichtert sind, keine Hautarztpraxis um die Ecke zu haben und damit weniger Verordnungen über individuelle Arzneimittel.

Qualitätsanspruch der Apotheke

Für Kreißl-Kohrs ist dieses Vertrösten ein Unding: „Wir haben auch Substitutionspatienten und können die doch nicht stehen lassen.“ In seiner Apotheke kümmerten sich hauptsächlich zwei Pharmazieingenieurinnen um Rezepturen – pro Woche gebe es rund zehn solcher Arzneimittel nach Maß. „Wenn es voll ist, gehe ich nach vorne in den HV und helfe mit.“ Natürlich würden die individuellen Herstellungen nicht ordentlich vergütet und man verdiene kein Geld damit. „Aber es ist ein Qualitätsanspruch, den ich habe. Und ich will, dass meine Patienten ordentlich versorgt sind, auch wenn es mich in diesem Fall nicht satt macht.“

Auch für PTA Maximilian Knorr ist überrascht, dass viele Betriebe Kundinnen und Kunden mit Rezepturen vertrösten. „Das hätte ich nicht erwartet“, sagt der Angestellte von Kreißl-Kohrs. „Wenn eine Rezeptur reinkommt, sprechen wir uns ab, dass man sie zeitnah beliefern kann. Einer findet sich immer, der eine halbe bis maximal eine Stunde Zeit hat.“ In dieser Zeit wird zusätzlich zur Anfertigung für jedes Präparat ein Herstellungsprotokoll angelegt. Außerdem wird vor jeder Rezeptur geprüft, ob die verordnete Dosierung plausibel ist und ob sich alle verordneten Substanzen miteinander verarbeiten lassen. Oft gebe es dafür bereits Vorlagen, sagt Knorr.

Natürlich verschiebe sich die Herstellung, wenn Substanzen bestellt werden müssten. „Aber der Patient soll ja so schnell wie möglich versorgt werden. Bislang schaffen wir es auch meist am gleichen Tag. Außer der Patient sagt, es sei nicht eilig. Sieben bis zehn Tage für eine Rezeptur ist heftig, Personalnot hin oder her. Meist ist es akut und da sollte sich der Patient nicht noch zehn Tage mit der Symptomatik rumärgern müssen.“

Apotheken müssen Rezepturen herstellen – zeitnah

Apotheken unterliegen auch bei Rezepturen dem Kontrahierungszwang. Das bedeutet, dass sie keine individuellen Verordnungen ablehnen dürfen – offiziell jedenfalls nicht. Die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK), die bei Rezepturen ihrer Mitglieder besonders streng sein kann, verweist auf die Pflicht, die Arzneimittel nach Maß zeitnah anzufertigen: „Grundsätzlich gilt nach § 8 Abs. 2 der Berufsordnung für Apothekerinnen und Apotheker Bayerns (BO), dass für eine zeitnahe Anfertigung von Rezepturen Sorge zu tragen ist“, sagt eine Kammersprecherin.

Diese Verpflichtung gelte nicht nur für ärztlich verschriebene Rezepturen, sondern grundsätzlich für alle, also auch für nicht verschreibungspflichtige Rezepturarzneimittel, die von Kunden ohne Verschreibung angefragt werden.

Die „zeitnahe“ Anfertigung sei dabei vom Einzelfall abhängig, sagt sie. Verzögerungen könne es wegen Lieferengpässen bei Ausgangsstoffen geben. „Sollten uns im Einzelfall entsprechend konkrete Hinweise auf eine nicht zeitnahe Anfertigung von Rezepturarzneimitteln vorliegen, werden beziehungsweise müssen wir diese berufsrechtlich aufgreifen.“

2022 wurden laut Abda-Zahlen 12 Millionen Rezepturen in unterschiedlichsten Darreichungsformen hergestellt, davon sind rund 5,1 Millionen Standardrezepturen wie Hautcremes oder Fieberzäpfchen und etwa 3 Millionen Zubereitungen für die Substitutionstherapie.

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