Rezepturen

Magensaftresistenz: Apotheken müssen passen

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Berlin -

Bei der Rezepturherstellung spielen Kapseln angesichts des großen Angebots an Fertigarzneimitteln eine eher untergeordnete Rolle. Verordnet ein Arzt doch eine individuelle Anfertigung, kann es in der Apotheke zum Problem kommen: Denn wird eine magensaftresistente Kapsel verlangt, müssen die Pharmazeuten passen. Produkte, die die Anforderungen des Europäischen Arzneibuchs erfüllen, gibt es nicht.

Magensaftresistente Kapseln werden benötigt, wenn der Arzneistoff durch Magensaft nicht inaktiviert, die Schleimhaut geschützt oder die Wirkstoffabgabe gesteuert werden soll. Laut Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) gibt es derzeit bei der Rezepturherstellung keine Möglichkeit, einen Überzug im Tauchbad oder durch Bestreichen aufzutragen.

2005 hatte das ZL ein Produkt der französischen Firma LGA untersucht, das damals das einzige in dem Bereich war. Die Hartgelatinesteckkapseln sollten durch ein zehnsekündiges Bad in einer Eudragitlösung versiegelt werden.

Das Produkt sei aber nicht magensaftresistent gewesen, sagt Dr. Astrid Kaunzinger, die beim ZL die Abteilung Fertigarzneimittel und Ausgangsstoffe leitet. Für Apotheken gebe es derzeit kein alltagstaugliches Angebot.

Auch bei Kapseln aus dem Lebensmittelbereich sollten Apotheken vorsichtig sein, rät Kaunzinger. Denn Pharmazeuten müssten rein rechtlich einen pharmazeutischen Qualitätsnachweis bringen.

Der Apothekenbedarfshersteller Wepa hat seit Jahren keine magensaftresistenten Kapseln im Sortiment. Die Firma aus dem rheinland-pfälzischen Hillscheid hatte das LGA-Produkt nach dem Hinweis des ZL nicht mehr angeboten. „Anfragen von Apotheken kommen immer wieder einmal vor, aber solche Kapseln gibt es derzeit nicht“, sagt Wepa-Produktmanager Heinz Kragt. Apotheken sollten beim Arzt nachfragen, ob nicht eine andere Lösung gefunden werden könne.

Für die Industrie ist die Herstellung dünndarmlöslicher Kapseln mit entsprechenden Maschinen kein Problem. Auch Apotheken können sich ein Gerät für das Wirbelschichtverfahren zulegen. Eine realisierbare Alternative ist es angesichts der Kosten von rund 18.000 Euro aber nicht „Wir haben die Maschinen nicht auf Lager und so ein System auch noch nie verkauft“, sagt Kragt.

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