Im Oktober hat Roche eine neue Darreichungsform des Krebsmittels Herceptin (Trastuzumab) auf den Markt gebracht – und damit Preisbildung bei Parenteralia durcheinander gewirbelt. Denn die neue, subkutane Darreichungsform ist deutlich preiswerter als die Infusionslösung, kann aber in den üblichen Sterilrezepturen nicht verwendet werden. In der Software wurde der Preis für den Wirkstoff allerdings automatisch nach unten korrigiert.
In der Hilfstaxe ist festgelegt, wie die Preise für Parenteralia gebildet werden: Der Apothekenabgabepreis ergibt sich aus der Summe der enthaltenen Stoffe, der Primärpackmittel und einem Zuschlag. Die Preise für Stoffe werden auf Grundlage des Abrechnungspreises je Milligramm, Milliliter oder Internationaler Einheit berechnet. Dieser Abrechnungspreis ergibt sich aus einem Algorithmus, in den die günstigsten Wirkstoffpreise aus allen Fertigarzneimitteln jedes Herstellers einfließen.
Das Problem bei Trastuzumab: Das günstigste Präparat, das den Wirkstoff erhält, ist die neue subkutane Darreichungsform – die wegen des Zusatzes von Hyaluronidase nicht für andere Applikationsartengeeignet ist. Trotzdem war im Oktober der niedrigere Preis in die Berechnung eingeflossen. Die Apotheken hätten bei der Abrechnung deutlich weniger Geld erhalten.Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat sich jetzt mit dem GKV-Spitzenverband darauf geeinigt, dass die Kassen für Oktober den – höheren – Abrechnungspreis vom 15. September zu akzeptieren. Ab November wird der Preis in der Apothekensoftware neu berechnet: DAV und Kassen stimmen überein, dass das neue Präparat nicht in den Durchschnittspreis eingehen wird.
Trastuzumab ist der am häufigsten verwendete Antikörper für individuell hergestellte Parenteralia: Laut Arzneiverordnungsreport wurden im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Tagesdosen Herceptin zu Lasten der Krankenkassen verschrieben. Daraus resultierte ein Bruttoumsatz von 417 Millionen Euro – mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes mit parenteralen Lösungen monoklonaler Antikörper.
Im September hatte die Europäische Kommission die subkutane Darreichungsform von Herceptin für die Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs zugelassen. Roche zufolge kann das neue Präparat in zwei bis fünf Minuten verabreicht werden, statt der 30 bis 90 Minuten, die eine intravenöse Standardinjektion dauert. So könne ein möglichst normales Leben besser aufrecht erhalten bleiben.
Das Fläschchen à 5 Milliliter muss alle drei Wochen injiziert werden; die enthaltene Hyaluronidase sorgt dafür, dass das Gewebe aufgelockert wird und das Depot aufnehmen kann.
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