Rezeptfälschungen werden längst nicht mehr nur für „Abnehmspritzen“ vorgelegt. „Wir beobachten einen massiven Anstieg der Fälschungen auch im Psychopharmaka- und Schmerzmittelbereich“, berichtet ein Inhaber. Die Masche der Betrüger sei dabei relativ einheitlich: „Zunächst erfolgt ein Anruf und das begehrte Mittel wird telefonisch vorbestellt.“ Abgeholt werde vorrangig spätabends oder gar im Notdienst.
Im vergangenen Jahr entstand durch Rezeptfälschungen ein immenser Schaden. Rund 470.000 Euro sollen allein der AOK durch gefälschte Verordnungen zu Mitteln wie Ozempic oder Mounjaro verloren gegangen sein. Dabei beschränken sich Kriminelle längst nicht mehr nur auf „Abnehmspritzen“. Auch Psychopharmaka und Schmerzmittel sind sehr begehrt. Das Problem: Erkennt die Apotheke die Fälschung bei Abgabe des Medikamentes nicht, bleibt sie nach der Retaxation auf den Kosten sitzen.
Kriminelle Banden würden zudem immer präziser vorgehen: „Vor allem in Stressmomenten übersieht man dann die ein oder andere Fälschung“, so der Inhaber. Denn: „Die Täter kommen mit Vorliebe spät am Abend oder sogar im Nachtdienst, um ihre Chance zu erhöhen, nicht aufzufliegen.“ Zudem seien die Arztpraxen zu diesen Zeiten nicht mehr erreichbar. „Wir können also nicht per Rücksprache eine Fälschung ausschließen. Das ist extra so gewollt“, mutmaßt er.
Dabei erfolge meist vorab schon ein Anruf. „Es wird sich erkundigt, ob das gewünschte Mittel auch vorrätig sei“, erklärt er. „Selbstverständlich sind wir bei Ozempic- oder Mounjaro-Verordnungen bereits sensibilisiert, aber die Fälschungen nehmen auch in anderen Bereichen zu.“ Als Beispiel nennt er Benzodiazepine.
Es mache den Eindruck einer organisierten Schwarzmarktkriminalität. „Rezepte werden aus Arztpraxen entwendet, dabei sind Privat- sowie Kassenrezepte gleichermaßen beliebt“, erklärt er. „Hier würde ich es bevorzugen, wenn sich das E-Rezept noch deutlich stärker durchsetzt, denn das macht es den Fälscherbanden schwer.“