Apothekerbande: 15.000 Euro pro Rezept Nadine Tröbitscher, 07.07.2017 15:00 Uhr
Gemeinsame Ermittlungen des Landeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Berlin führten heute zu zahlreichen Durchsuchungen und vier Festnahmen. Im Visier der Ermittler stand eine mutmaßliche Bande von Rezeptfälschern – zu der auch Apotheker gehörten. Der Schaden geht in die Millionen.
Seit etwa zehn Jahren soll die elfköpfige Bande aktiv sein. Nach bisherigen Erkenntnissen hat die Gruppe einen Schaden von etwa 3,1 Millionen Euro verursacht. Die Ermittler gehen jedoch von einem weitaus größeren Schaden aus.
Der mutmaßliche Kopf der Bande ist ein „einschlägig vorbestrafter Apotheker“. Der 54-Jährige und seine 31-jährige Lebensgefährtin leben in Bulgarien und sollen für die Vorbereitungen und Ausführungen der Taten eigens nach Berlin gereist sein. Das Duo wurde heute in einem Hotel in Treptow festgenommen. Die Haftbefehle gegen zwei weitere mutmaßliche Mittäter im Alter von 45 und 54 Jahren sollen noch heute vollstreckt werden.
Die Bande soll aus zehn Männern und einer Frau im Alter zwischen 31 und 64 Jahren bestehen. Unter den Tatverdächtigen sind fünf Apotheker. Zu den anderen Personen wurden bislang keine Angaben gemacht. Die Gruppe soll Rezepte für hochpreisige Medikamente gefälscht und bei den Krankenkassen abgerechnet haben. Pro Rezept sei im Schnitt ein Schaden von 15.000 Euro entstanden.
In dem Zusammenhang wurden heute Morgen 20 Wohn- und Geschäftsräume in Berlin und Brandenburg durchsucht, darunter vier Apotheken. Der Großteil der Räumlichkeiten befindet sich in der Hauptstadt. Monatelange intensive Ermittlungen sind die Grundlage für die Durchsuchungen und Haftbefehle.
Erst im April wurde ein 60-Jähriger Apotheker zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt, der vielfach manipulierte Rezepte über teure Medikamente zur Abrechnung eingereicht hatte, ohne diese an die Patienten abgegeben zu haben. Seine Komplizin, eine Sprechstundenhilfe, erhielt eine Bewährungsstrafe. Insgesamt 545 gefälschte Rezepte soll sie an den Apotheker weiterverkauft haben. Der Apotheker habe die Präparate zwischen Januar 2008 und Dezember 2011 mit den Krankenkassen abgerechnet. Die Anklage sprach von gewerbsmäßigem Betrug in mindestens 40 Fällen. Der Schaden zu Lasten der Krankenkassen beläuft sich auf rund 1,1 Millionen Euro.
Im November vergangenen Jahres erhielten zwei Krefelder jeweils eine zweijährige Haftstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Das Schöffengericht Mönchengladbach hatte einen 45-jährigen Apotheker und den 69-jährigen Mitangeklagten wegen gewerbsmäßigen Betruges in 26 Fällen verurteilt. Mit den sogenannten Luftrezepten sorgten die Verurteilten zwischen 2009 und 2011 bei der AOK Rheinland/Hamburg für einen Schaden von 110.430 Euro.