In Berlin war offenbar ein Profi-Rezeptfälscher unterwegs. Gleich mehrere Apotheken aus der Hauptstadt und Umgebung erhielten unlängst Retaxationen in Höhe von knapp 4000 Euro. Eine betroffene Inhaberin schildert ihren Fall gegenüber APOTHEKE ADHOC und will Kolleg:innen vor der gut gemachten Fälschung warnen.
Das Rezept wurde im September vergangenen Jahres in der Kronen-Apotheke von Apothekerin Leslie Grunow in Berlin-Spandau eingelöst. Fast ein Jahr später nach der Abrechnungsprüfung kam der Schock: Die AOK Nordost ging von einer „erkennbar gefälschten Verordnung“ aus und retaxierte das Rezept auf Null. Schaden: 3977,28 Euro.
Grunow wird Einspruch einlegen und hat auch den Berliner Apothekerverein eingeschaltet. Denn aus ihrer Sicht ist die Fälschung nicht so offensichtlich wie von der Kasse behauptet. In der Telefonnummer der Arztpraxis war ein Fehler und der Straßenname des angeblichen Patienten war falsch geschrieben: Pilnitzer Weg statt Pillnitzer Weg. „Wir gucken uns jedes Hochpreiser-Rezept schon sehr genau an, aber auf die korrekte Schreibweise des Straßennamens achtet doch niemand. Ich glaube auch nicht, dass wir das prüfen müssen“, so Grunow.
Was man vielleicht hätte bemerken können: Die Betriebsstättennummer des Arztes oben auf dem Rezept stimmte nicht mit der Angabe im Stempel überein. Aber mit der Unterschrift über dem Stempel ist auch das schwer zu erkennen. Und die angeblich verordnende Praxis liegt sogar in der Nähe der Apotheke.
Grunow hat sich das Image des Rezeptes noch einmal angesehen und nimmt ihre Mitarbeiterin, die damals die Abgabe verantwortet hat, in Schutz: „Das hätte niemand von uns bemerkt, das Rezept sah völlig normal aus.“ Die Kollegin konnte sich auch an keine Besonderheiten bei der Abgabe erinnern, immerhin liegt der Fall elf Monate zurück.
Während das Team der Kronen-Apotheke bei Arzneimitteln mit hohem Missbrauchspotenzial besonders aufmerksam ist, war sogar das verordnete Präparat in dieser Hinsicht unauffällig: Taltz Fertigpens (Izekizumab) wird bei Psoriasis angewendet. Möglicherweise wollten es die Fälscher im Ausland weiterverkaufen, eine andere Erklärung hat Grunow für die Rezeptfälschung nicht.
Weil sie nicht die einzige Betroffene ist, will sie die Kolleg:innen vor der Verordnung warnen. Da Retaxationen allerdings mit so großen zeitlichen Verzug ausgesprochen werden, könnte es dafür bereits zu spät sein.
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