Urteil

Rezeptfälscher hinter Gittern Alexander Müller, 03.09.2008 19:29 Uhr

Berlin - 

Wegen Urkundenfälschung, Betruges und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz ist gestern ein 27-jähriger Mann vom Landgericht Mönchengladbach zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten und einer Geldstrafe verurteilt worden. Der studierte Betriebswirt hatte Bodybuilder mit den somatropinhaltigen Wachstumshormonen Norditropin und Genotropin beliefert. Die Präparate hatte sich der derzeit arbeitslose Mann mit gefälschten Rezepten besorgt. Seine Komplizin hatte die Rezepte in verschiedenen Apotheken eingelöst. Die 38-jährige erhielt eine Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren. Beide hatten vor Gericht gestanden.

„Einem Apotheker kam es komisch vor, dass ein Zahnarzt Rezepte über Wachstumshormone ausgestellt haben sollte“, sagte ein Sprecher des Gerichts gegenüber APOTHEKE ADHOC. Somatropin wird zur Behandlung von Kleinwüchsigkeit eingesetzt, ist aber in der Bodybuilder-Szene auch als Dopingmittel beliebt. Nach eigenen Recherchen informierte der Apotheker die Krankenkasse, die Betrugsserie flog auf. In einigen Fällen hatte der Rezeptfälscher die Arzt- und Patientennamen sogar völlig frei erfunden. Die Blankorezepte hatte er von einer Zahnarzthelferin - der Schwester der Komplizin - erhalten. Insgesamt verursachten die Betrüger einen Schaden von rund 130.000 Euro, denn die verschriebenen Hormonpräparate kosten rund 4000 Euro pro Packung.

Allerdings geht die Staatsanwaltschaft von einer hohen Dunkelziffer aus, da der illegale Handel bereits seit Ende 2007 lief. Bewiesen sei, dass die Rezepte in 35 Apotheken in Leverkusen, Essen, Frankfurt am Main und Mönchengladbach eingelöst wurden, so das Landgericht. Im Verfahren kritisierten die Richter daher auch, dass der Betrug nicht früher aufgedeckt wurde. Als die Krankenkassen nach den Hinweisen des Apothekers den Betrügern auf die Schliche kamen, ließen Ermittler die Telefone der Verdächtigen überwachen. So konnten die Betrüger im März in Münster auf frischer Tat ertappt werden, wo sie es laut Geständnis auf 14 weitere Apotheken abgesehen hatten.