Verkaufsprozess im Eilverfahren

Retter für 20-Millionen-Euro-Verbund gesucht

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Berlin -

Für die Arkaden-Apotheke in Braunschweig und ihre Filialen wird ein Käufer gesucht – und zwar im Eilverfahren. Bis Ende Januar soll ein Deal in trockenen Tüchern sein. Denn dann läuft das Insolvenzgeld ab, die finanzielle Lage könnte sich schlagartig verschlechtern. Die mit dem Verkaufsprozess beauftragte M&A-Kanzlei Falkensteg will daher erste Gebote bis Ende Dezember.

Zum Verbund von Dr. Mark Herold gehören vier Apotheken im südlichen Niedersachsen: in Braunschweig die Arkaden-Apotheke und die Aporadix-Apotheke, in Bad Münder die Markt-Apotheke und die St. Annen-Apotheke. 2022 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von 17,8 Millionen Euro, für das laufende Jahr waren es bis Oktober 18,2 Millionen Euro, insgesamt werden 21 Millionen Euro angepeilt. Herolds Unternehmen war zuletzt stark gewachsen, 2019 hatten die Erlöse noch bei 7,2 Millionen Euro gelegen.

Drei Viertel der Umsätze entfallen auf den Bereich der Heimversorgung. 70 Einrichtungen mit 5000 Patientinnen und Patienten werden in den Regionen Hannover, Braunschweig und Hameln-Pyrmont beliefert. Außerdem wurden zuletzt weitere Heimversorgungsverträge mit weiteren 550 Patientinnen und Patienten unterzeichnet.

120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Gruppe beschäftigt, zwei Drittel davon in den beiden Blisterabteilungen in Braunschweig und Bad Münder.

Kündigung des Finanzierungsmodells

Grund für die Insolvenz ist laut Falkensteg die Tatsache, dass die Finanzierung geplatzt ist: „Der Apothekenverbund musste nach Übernahme des Factoring-Partners durch einen Wettbewerber mit differenzierter strategischer Ausrichtung und einseitiger Kündigung des Finanzierungsmodells ohne Alternativangebot Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden.“

Tatsächlich war Herolds Betrieb aber nicht nur zahlungsunfähig, sondern auch bilanziell stark überschuldet: Ende 2021 lag das negative Eigenkapital bei 2,6 Millionen Euro. Zwar verzeichnete die Gruppe in den vergangenen Jahren auf operativer Ebene stets fünf- oder sogar sechsstellige Gewinne, und selbst im laufenden Jahr sieht das Ebit bislang positiv aus. Trotzdem wurde diese Negativposition in der Bilanz nicht abgebaut, was ein Hinweis auf Entnahmen sein könnte.

Verbindlichkeiten in Millionenhöhe

Und während die Forderungen wie beschrieben historisch an ein Factoring-Unternehmen verkauft wurden, stiegen die Verbindlichkeiten durch die Ausweitung des Geschäfts rasant an, zuletzt auf mehr als 2 Millionen Euro. Inklusive Bankschulden in Höhe von zuletzt 1,2 Millionen Euro lagen die Verbindlichkeiten zum Stichtag insgesamt bei 4,4 Millionen Euro.

Gesucht wird jetzt ein Käufer, der die Gruppe möglichst schnell als Ganzes übernimmt. Noch vor Weihnachten soll die erste Runde abgeschlossen werden, sodass Vertrag bis Ende Januar unterzeichnet werden kann.

Falkensteg verspricht den Interessenten eine Übertragung des operativen Geschäfts als sogenannten Asset Deal – „frei von Finanzverbindlichkeiten und -risiken“. Und: „Der Investor hat die Gelegenheit, Verträge in seinem Sinne neu zu verhandeln, sogenanntes ‚Cherry Picking‘, und bestehende Kundenverträge in Abstimmung mit den Kunden zu übertragen (Pflegeheime).“

Konsolidierung der Standorte

Und: „Finanzielle und operative Restrukturierungsmaßnahmen können im Rahmen der Transaktion unter Ausnutzung der insolvenzrechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten durchgeführt werden.“ Als „potenzielle Sanierungsmaßnahme“ empfiehlt Falkensteg beispielsweise die „Konsolidierung der Standorte“ in Bad Münder, sprich Schließung einer Apotheke.

Fraglich ist, ob der Deal wirklich so schnell zustande kommt. Einerseits kommen für den 4er-Verbund im Grunde nur Apothekerinnen und Apotheker in Frage, die selbst noch keine Apotheke betreiben. Andererseits werden sich Interessenten fragen, ob sie tatsächlich einen realen Kaufpreis von beispielsweise drei Millionen Euro für die zu sanierende Gruppe bezahlen, wenn sie später womöglich für weniger Geld an die Einzelteile kommen können. Für die Angestellten, aber auch für Kundinnen und Kunden und die angeschlossenen Heime bleibt die Zukunft derzeit ungewiss.

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