Insolvenzverfahren

Retaxfirma Protaxplus ist pleite

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Berlin -

Die Rezeptprüffirma Protaxplus ist pleite. Das Amtsgericht Essen hat am Monatsanfang das Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit eröffnet. Am vergangenen Freitag wurden nun noch die nachrangigen Gläubiger aufgefordert, bis zum 3. Juni ihre Forderungen anzumelden. Adressat ist als Sachwalter der Rechtsanwalt Dr. Marc d’Avoine aus Wuppertal, dessen Kanzlei mit dem Insolvenzverfahren betraut ist.

Die Gläubiger müssen ihre Ansprüche mit Urkunden belegen. „Bei der Anmeldung sind der Grund und der Betrag der Forderung anzugeben, zugleich ist auf den Nachrang hinzuweisen und die dem Gläubiger zustehende Rangstelle zu bezeichnen“, teilt das Amtsgericht mit. Spätestens am 14. Juni soll die Tabelle mit den angemeldeten Forderungen zur Einsicht der Beteiligten auf der Geschäftsstelle Amtsgerichts Essen bereitliegen.

Bereits Anfang des Jahres wurde die Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) darüber informiert, dass Protaxplus Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hat. Einem Sprecher der Gewerkschaft zufolge hatte es im vergangenen Jahr lange Gespräche mit Vertretern von Protaxplus gegeben. Bei solchen Gelegenheiten besprechen Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage mit der Gewerkschaft für gewöhnlich mögliche Einschnitte beim Tarifgehalt oder sonstige Sparprogramme. Auch mit Protaxplus gab es demnach schon länger Überlegungen für einen Sozialplan. Entsprechend enttäuscht war man bei der GdS über den Insolvenzantrag.

Protaxplus war 2011 vom BKK-Landesverband Nordwest ausgegründet worden, der bereits seit 1948 die Abrechnungen seiner Mitglieder prüfte. Ab Herbst 2011 wurden im Auftrag der Novitas BKK sowie den mittlerweile fusionierten BKK vor Ort und BKK Hoesch (seit 2015: Viaktiv) massenhaft Null-Retaxationen aufgrund von Formfehlern ausgesprochen. Die Beanstandungen der BtM-Rezepte waren zum Teil so kleinlich, dass sogar die Politik sich zum Einschreiten genötigt sah und andere Krankenkassen auf Distanz gingen.

Kuriose Fälle gab es auch in der jüngeren Vergangenheit noch. Protaxplus retaxierte für die BIG direkt ein Rezept über das Biosimilar Remsima (Infliximab, Mundipharma). Die Kasse hatte mit dem Importeur Krugmann einen Rabattvertrag geschlossen. Obwohl der Arzt seine Verordnung über das Original mit einem Aut-idem-Kreuz gekennzeichnet hatte, war die Apotheke daher zum Austausch verpflichtet. Weil das Rabattarzneimittel nicht verfügbar war, gab die Apotheke das Original wie verordnet ab. Doch Protaxplus erkannte die Bestätigung des Großhändlers über die Nichtverfügbarkeit nicht an und retaxierte 2500 Euro. Besonders bitter: Importeur Krugmann gehört zu Mundipharma, das abgegebene Präparat kam de facto sogar aus dem richtigen Haus.

Selbst falsch zugestellt hatte Protaxplus dagegen Rezeptimages. Der Fall ereignete sich 2015. Im Auftrag der Pronova BKK kündigte der Dienstleister gegenüber einer niedersächsischen Apotheke eine Absetzung von etwas mehr als 820 Euro an. Beigefügt waren wie gewohnt Kopien der Rezeptimages, insgesamt etwa 20 Fälle. Nur waren die Patienten zuvor nie in dieser Apotheke, sondern bei einem Kollegen in Köln.

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