Retax-Kassen verlängern Waffenstillstand Alexander Müller, 03.04.2012 09:48 Uhr
Als Rückzugsgefecht der „Retax-Kassen“ wurde die gemeinsame Erklärung verstanden, die die Novitas BKK, BKK vor Ort und BKK Hoesch im Februar abgegeben hatten. Doch geklärt ist das Thema Retaxierung von BTM-Rezepten noch längst nicht. Die Verhandlungen mit den Apothekerverbänden in Nordrhein-Westfalen (NRW) über einen Verzicht auf die Forderungen ziehen sich aber hin. Immerhin wurde der angekündigte Waffenstillstand über den März hinaus verlängert.
Die drei Kassen und ihr Landesverband hatten im Februar verkündet, dass die ausgesprochenen Retaxationen für die Monate April bis September zunächst nicht abgezogen werden sollten. Im letzten Quartal 2011 und im ersten 2012 wollten die Kassen ganz auf Retaxierungen verzichten. Ein Sprecher der Kasse erklärte gegenüber APOTHEKE ADHOC, dass während der Verhandlungen auch bis auf Weiteres keine Vollabsetzungen erfolgen sollen.
Parallel streiten Apotheker in Einzelfällen mit Protaxplus über bereits ausgesprochenen Retaxationen. Ein Apotheker aus NRW etwa hat noch Anfang März ein Schreiben von der Firma erhalten, die für die drei Kassen die Rezepte kontrolliert. Der Apotheker soll eine Bestätigung des Arztes nachreichen, dass dieser die Anweisungen selbst handschriftlich hinzugefügt habe. Erst dann wird – so liest sich das Schreiben von Protaxplus – die Retaxation zurückgenommen. In einem anderen Fall besteht die Firma auf die Vollabsetzung, weil die Gebrauchsanweisung fehlte.
In NRW endete die bislang letzte Gesprächsrunde am 27. März erneut ohne Ergebnis. In zwei Wochen soll wieder verhandelt werden. Die Novitas BKK hat einem Sprecher zufolge ein Angebot vorgelegt. Über die Details wurde Stillschweigen vereinbart.
Parallel verhandeln die Apothekerverbände in NRW mit den Primärkassen des Landes über einen neuen Liefervertrag. Darin soll das Sanktionsmittel der Null-Retaxation komplett gestrichen werden. Davon wären zwar die alten Forderungen der „Retax-Kassen“ nicht betroffen, wohl aber ihr künftiges Vorgehen eingeschränkt. Das nächste Treffen ist für den 19. April angesetzt.