„Resignieren Sie nicht! Es ist nicht zu spät!“ APOTHEKE ADHOC, 01.08.2019 14:04 Uhr
Die Petition für ein Rx-Versandverbot bekommt nur recht mühsam Unterstützer. Das frustriert die besonders aktiven Apotheker, die teilweise in ihrer Offizin schon mehrere hundert Unterschriften eingesammelt haben. Siglinde Lindauer aus der wunderschönen Detharding-Apotheke in Warnmünde appelliert an das Gewissen der Kollegen und liefert eine Anleitung zum Ausfüllen der Online-Petition gleich mit. Man dürfe nichts unversucht lassen, so ihre Meinung.
Nach den vielen Diskussionen zum Rx-Versandverbot seien viele Kollegen „offensichtlich so frustriert, dass sie jetzt einfach ihre Ruhe haben wollen und die Gefahren verdrängen“, schreibt Lindauer in einem offenen Brief. „Das darf nicht sein. Geben Sie sich einen Ruck“, fordert die Apothekerin ihre Kollegen auf, sich für die Petition des Pharmaziestudenten Benedikt Bühler zu engagieren.
Es könne nicht sein, dass in knapp 20.000 Apotheken mit rund 150.000 Mitarbeitern die notwendige Zahl von 50.000 Unterschriften nicht zu erreichen sei. „Warum sollen es nicht 500.000 sein?“ fragt sich Lindauer. Bis zum 14. August ist noch Zeit, die Petition zu zeichnen. „Ich appelliere an Ihr Gewissen, nicht das Letzte versucht zu haben, den Gesetzgeber umzustimmen“, so Lindauer. Immerhin sei die CDU vor der Bundestagswahl mit Argumenten zur Arzneimittelsicherheit überzeugt worden und habe im Koalitionsvertrag das Rx-Versandverbot mit der SPD ausgehandelt. „Es ist unser Recht, daran zu erinnern und dieses Versprechen einzufordern“, findet Lindauer. Das E-Rezept werde ohne Versandhandelsverbot zu einer Gefahr.
Die Apothekerin gibt Kollegen auch eine Anleitung an die Hand, wie sie Petition 94089 mitzeichnen können: Sich auf der Petitionsseite ein Passwort vergeben, Anschrift ausfüllen, Datenschutz und Nutzungsbedingungen anklicken, registrieren und mitzeichnen – „fertig“.
Auch in der Apotheke sei es nicht schwer, die Unterschriften zu bekommen. Bei einer anderen Petition habe sie allein in ihrer Apotheke etwa 700 Unterschriften gesammelt, auch für die Bühler-Petition ist Lindauer wieder aktiv. „Unsere diesbezüglichen Erfahrungen sind äußerst positiv. Zur Erklärung genügen nur wenige Sätze. Die Patienten haben schnell verstanden, dass sie sich in ihrem Interesse an der Aktion beteiligen“, berichtet die Pharmazeutin aus ihrem Alltag. Aus ihrer Sicht müssten in jeder Apotheke Listen gut zugängig ausliegen und die Patienten zur Unterzeichnung angesprochen werden.
Lindauer rechnet vor: „Wenn jede Apotheke nur 20 Unterschriften sammelt, kämen wir auf 400.000. Was wäre das für ein starkes Zeichen!“ Denn die Politik könne nur gute Entscheidungen treffen, wenn sie immer wieder den Rat von Fachleuten annehme, ist die Apothekerin überzeugt. „Wenn 21 europäische Länder den Versandhandel aus guten Gründen ablehnen, warum sollte ausgerechnet unsere Bevölkerung mit den absehbaren hohen Risiken mangelhafter pharmazeutischer Betreuung belastet werden“. Ihr Appell an die Kollegen: „Resignieren Sie nicht! Es ist nicht zu spät! Handeln wir gemeinsam!“
Die Apothekerin betont, dass es ihr nicht um bedrohten Umsatz geht, sondern darum, einen Systemwechsel zu verhindern. „Ich bin 60+, eigentlich müssten diesen Kampf andere kämpfen, aber man hat doch auch eine Verantwortung dafür, dass es auch in Zukunft eine gute Versorgung gibt“, so Lindauer.