Reimporteure prüfen Apotheken-Einkäufe Janina Rauers, 25.03.2010 13:30 Uhr
Der Herstellerrabatt bereitet einigen Reimporteuren Ärger. In kaum einem anderen Bereich fluktuiert die Lieferfähigkeit so stark; kann eine Bestellung nicht bedient werden, verzichten einige Apotheken offenbar auf die Korrektur bereits bedruckter Rezepte. Die Rabattforderungen der Rechenzentren seien so regelmäßig zu hoch, stöhnt etwa Pharma Gerke. Um überhöhte Zahlungen zu vermeiden, überprüft der Reimporteur aus Grevenbroich jedes Rezept und sendet den Rechenzentren eine korrigierte Version der Rechnungen. Während Gerke so eigenen Angaben zufolge alleine im vergangenen Jahr mehr als 80.000 Euro einsparen konnte, verzichten andere Importeure auf detaillierte Überprüfungen.
2009 hatten die Rechenzentren Gerke einen Herstellerrabatt von insgesamt 5,5 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Ein Abgleich der PZN-Nummern habe eine Differenz von rund 1,75 Prozent ergeben, sagte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber APOTHEKE ADHOC. Beträge unter drei Euro würden nicht weiter verfolgt; bei größeren Beträgen halte man die Überweisungen an die Rechenzentren zurück, um zu hohe Zahlungen zu vermeiden.
Die Rechenzentren sprechen anschließend gezielt die in Frage kommenden Apotheken an. Anhand von Großhandelsrechnungen müssen die Pharmazeuten nachweisen, dass sie tatsächlich Präparate des jeweiligen Importeurs bezogen haben. „Belegt ein Apotheker, dass das abgegebene Präparat von uns stammt, zahlen wir selbstverständlich den Rabatt“, so der Gerke-Sprecher. 2009 beispielsweise sei so die Differenz auf 1,5 Prozent zurückgegangen.
Die Überprüfung lohne sich, heißt es bei Gerke. Beim ebenfalls von Klaus-Wilhelm Gerke gegründeten Spezialanbieter CC Pharma kontrolliert man die Abschläge von Hand. Nach eigenen Angaben hatte man im vergangenen Jahr 0,2 Prozent zuviel Herstellerrabatt in Rechnung gestellt bekommen: Ein Betrag von einer halben Million Euro rechtfertige den Aufwand, hieß es.
Auch andere Importeure machen sich dem Vernehmen nach regelmäßig auf die Suche nach zuviel gezahlten Abschlägen. Vor allem Firmen, deren Portfolio spezialisiert ist oder stark von der momentanen Situation auf den Beschaffungsmärkten abhängt oder deren Preise eher nach oben abweichen, könnten betroffen sein.
Die Marktführer geben sich gelassener: Unnötig in Rechnung gestellte Herstellerrabatte werden etwa bei Kohlpharma nicht als Problem gesehen. „Es handelt sich um Einzelfälle“, sagte ein Unternehmenssprecher. Der entstandene Schaden sei „mengenmäßig nicht signifikant“. Umsatz und Herstellerrabatt korrelierten weitgehend.
Auch Pharma Westen verzichtet eigenen Angaben zufolge auf detaillierte Überprüfungen, da Umsatz und Abschlag zueinander passten. Ohnehin glichen sich zu niedrige beziehungsweise zu hohe Rabattzahlungen insgesamt wieder aus. „Ab und an müssen wir nachzahlen, daher wissen wir, dass andere den Herstellerrabatt genau kontrollieren“, ließ ein Unternehmenssprecher durchblicken.
Beim Branchenpionier Eurim kennt man zwar nach eigenen Angaben keine genauen Zahlen, hält die Verwerfungen, die aufgrund des Herstellerrabatts entstehen, jedoch für einen Systemfehler. Nur mittels Direktvertrieb sei lückenlos zu garantieren, dass der Herstellerrabatt ausschließlich für eigene Präparate entrichtet werde, so Eurim-Chef Andreas Mohringer.
Das ist für die Branche aber keine Alternative: Logistisch sei der Vertrieb über den Großhandel einfacher, berichten die Firmen. Zudem gebe es seit der 15. AMG-Novelle einen Belieferungsanspruch für die Großhändler. Weniger als 10 Prozent setzen die Firmen, von Ausnahmen abgesehen, im Direktgeschäft mit Apotheken um.