Um Komplikationen im Fall einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu verringern, empfahl die Ständige Impfkomission (Stiko) älteren und vorerkrankten Menschen eine Impfung gegen Pneumokokken. Aufgrund von bestehenden Liefengpässen bei den Impfstoffen informiert das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über empfohlene Vorgehensweisen. Die Stiko empfiehlt Risikogruppen zu priorisierten – nur vulnerable Personengruppen sollen versorgt werden.
Das Bundesgesundheitsministerium empfahl den Impfstatus bei Pneumokokken bei allen Bürgern über 60 Jahre zu überprüfen und gegebenenfalls aufzufrischen. Aufgrund von Lieferengpässen ist dies nicht möglich. Die Apotheken können die aktuell erhöhte Nachfrage nicht bedienen. Der Hersteller von Pneumovax, MSD Sharp & Dome, bestätigt den Lieferengpass: „Im ersten Quartal 2020 haben wir bereits rund die Hälfte der für dieses Jahr geplanten Impfdosen ausgeliefert. Das entspricht rund 75 Prozent des Bedarfs des gesamten Vorjahres.“ Folglich muss die Abgabe des Impfstoffes aus Sicht der Arzneimittelkomission (AMK) reguliert werden – vulnerable Personengruppen seien bei der Belieferung zu bevorzugen.
Um besonders gefährdete Personengruppen so effektiv wie möglich versorgen zu können, soll wie folgt vorgegangen werden:
Bein einer Verordnung für ein Kind muss vorallem das Alter Beachtung finden: Bei Pneumovax fehlen Daten für Säuglinge und Kleinkinder bis 2 Jahre. In dieser Altersgruppe dürfen nur Prevenar oder alternativ Synflorix verabreicht werden. Bis auf Weiteres gilt: Prevenar ausschließlich für die Grundimmunisierung von Säuglingen verwenden.
Patienten mit Immundefizienz – hierzu zählt auch eine bestehende immunsuppressive Therapie – sowie Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen (COPD) sollen priorisiert mit Pneumovax geimpft werden. Gleiches gilt für Personen über 70 Jahre. Bis auf Weiteres gilt: Es werden nur die von der STIKO priorisierten Risikogruppen geimpft. Von der Impfung anderer Bevölkerungsgruppen ist vorerst abzusehen.
Alle Apotheken, die Arztpraxen oder Institutionen mit den Impfstoffen beliefert haben, sollen schnellstmöglich über den Sachverhalt informieren. Das Personal selbst soll bei der Abgabe von Prevenar und Pneumovax sensibilisiert sein und die Vorgaben zur Abgabe einhalten.
Apotheker bemängeln, dass es keine Absprachen mit den jeweiligen Institutionen und Verbänden vor der Veröffentlichung der Empfehlung gab. In den Apotheken war die Beschaffung des Impfstoffes schon seit Längerem erschwert. Mit mehr Vorlaufzeit hätten sich die Apotheken zusammen mit den Arztpraxen auf die Situation vorbereiten können. Risikogruppen hätten wohlmöglich früher priorisiert werden können, nun fehlt der Impfstoff weitestgehend.Diese Situation könnte länger anhalten, so erklärt MSD: „Die Produktion von Impfstoffen ist als ein biotechnologischer Vorgang sehr komplex und kann bis zu 36 Monate in Anspruch nehmen. Dies erfordert eine langfristige Produktionsplanung, die eine kurzfristige Anpassung an eine veränderte Nachfrage nur sehr eingeschränkt möglich macht.“
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