Viele Kunden kommen derzeit mit juckender Haut, tränenden Augen und Atembeschwerden in die Apotheken. Grund dafür ist der Eichenprozessionsspinner, der sich in diesem Sommer stärker ausgebreitet hat als üblich. Ein Apotheker aus dem niederrheinischen Goch hat vorgesorgt und für betroffene Kunden die Fenistil-Vorräte aufgestockt. Die Verkäufe seien rekordverdächtig.
Der Eichenprozessionsspinner hat weite Teile Deutschlands erobert. In Nordrhein-Westfalen mussten vielerorts Freibäder, Sportplätze und Parkanlagen schließen, da die Umgebung stark von den Raupen befallen war. Das sorgt für Hochbetrieb in den örtlichen Apotheken, in denen zahlreiche Kunden mit Hautausschlägen behandelt werden müssen.
Bastian Schlotmann, Inhaber der Löwen Apotheke in Goch nahe der niederländischen Grenze, hat vorsorglich seine Fenistil-Vorräte aufgestockt. „So schlimm wie diesen Sommer war es mit dem Eichenprozessionsspinner lange nicht“, berichtet der Apotheker. 15 bis 20 Kunden täglich kommen zu ihm, da sie mit den giftigen Haaren des Eichenprozessionsspinners in Kontakt gerieten.
Das eigene Lager mit zusätzlichem Kühlgel aufzustocken, sei die richtige Entscheidung gewesen, sagt Schlotmann: „Schon jetzt habe ich fast so viele Tuben verkauft wie im gesamten letzten Sommer.“ Mit den Mücken stehen zudem schon die nächsten Quälgeister in den Startlöchern. Dank guter Vorausplanung sei die Versorgung mit Medikamenten aber auch für die nächste Plage sichergestellt.
Fünf Kilometer von der Löwen Apotheke entfernt führt Ulrich Schlotmann, der Vater von Bastian Schlotmann, die Gocher Dorf Apotheke. Auch er registriert einen erhöhten Kundenandrang in diesem Sommer. „Vor zehn Jahren war der Eichenprozessionsspinner noch kein Thema hier. Dann gab es einzelne Fälle, doch dieses Jahr tritt es sehr verstärkt auf.“
Fünf bis zehn Kunden täglich kommen mit teils massiven Pusteln an den Armen in seine Apotheke, erzählt Schlotmann Senior. Diese bekommen Hydrocortison zur Linderung der Beschwerden. Auch privat machte er schon Erfahrungen mit dem Eichenprozessionsspinner. „Wir haben eine Eiche in unserem Garten, die befallen war. Ich wusste erst gar nicht, was das ist.“ Ein Schädlingsbekämpfer setzte dem Treiben der Raupen dann ein Ende. Und auch auf die Unterstützung tierischer Helfer kann der Apotheker setzen: „In unserem Garten kommen viele Vögel vorbei. Die machen sich gerne über die Raupen her.“
Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter und legt seine Eier bevorzugt in oberen Baumzweigen ab. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen und schließen sich zu den namensgebenden „Prozessionen“ zusammen. Im Juni verpuppen sich die Eichenprozessionsspinner. Ab diesem Zeitpunkt sind sie für Menschen und Tiere gefährlich, die mit den weißen, giftigen Haaren in Berührung kommen.
Die Folge können starke Reizungen der Haut sein, die sofort behandelt werden müssen. Bei leichteren Symptomen reicht gründliches Abduschen. Andernfalls sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Bei Atemnot ist der Rettungsdienst zu rufen. Aufgrund des warmen Frühjahrs kam es in diesem Jahr zu Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners. In den betroffenen Städten finden sich an den öffentlichen Orten mit starkem Befall in der Regel Warnhinweise.
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