Keine Chance fürs Warenlager

Rabattverträge: „Nur Schikane für die Apotheken“

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Berlin -

Ab 1. Juli werden rund 200 neue Rabattverträge für die Betriebskrankenkassen (BKK) gelten. Das Problem: Für ein und denselben Wirkstoff wird es bei unterschiedlichen Wirkstärken oder Darreichungsformen auch unterschiedliche Lieferanten geben. „Das ist eine einzige Schikane für die Apotheken. Wir haben keinen Nutzen und nur Nachteile von den Vereinbarungen“, ärgert sich Apothekeninhaber Jörn Graé.

In der Sixtus Apotheke in Haltern am See muss demnächst wieder einmal das Warenlager optimiert werden. Denn ab dem 1. Juli sollen etwa 200 neue Rabattverträge der BKKen gelten. „Das ist mit einem enormen Mehraufwand verbunden, der uns keinerlei Nutzen bringt“, so Graé. „Selbst wenn ich alles vorrätig halten wollte, um den Patienten sofort und optimal versorgen zu können, ich hätte keine Chance.“ Denn es gebe pro Wirkstoff nicht nur einen Lieferanten: „Bei einigen Wirkstoffen unterscheiden sich die Rabattpartner je nach Dosierung oder Darreichungsform.“

Die Apotheke müsse schon einem Großhandel gleichen, wenn man alle Rabattverträge berücksichtige. „So sind wir auf die Bestellung angewiesen und können den Kunden nur bitten, wiederzukommen oder ihn per Botendienst beliefern“, so Graé. Das trage nicht gerade zur Kundenzufriedenheit bei und berge das Risiko, dass die Menschen sich anderweitig umschauten. Auch das Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Versandhandel falle weg.

Compliance gefährdet

Dieses ganze Hin und Her sei eine einzige Schikane für die Apotheken. „Es bleibt an uns hängen, die Kundschaft über die Änderungen aufzuklären“, so der Inhaber. Insbesondere bei älteren Menschen mit Polymedikation könne eine andere Firma für Verwirrung sorgen. „Wenn die bekannte Bisoprolol-Tablette von Ratiopharm nun plötzlich rot ist, weil es einen neuen Rabattpartner gibt, dann ist im Endeffekt die Compliance gefährdet“, erklärt er.

„Mitunter ist die Tablette nicht mehr teilbar oder viel größer. Das sind alles Dinge, die wir beachten müssen und die für unnötigen Mehraufwand sorgen“, gibt er zu bedenken. Es komme ebenso nicht selten vor, dass sich Firmen als Rabattpartner herausstellen, die unbekannt sind. „Erst kürzlich fiel mir auf, dass es für einige Präparate die Vereinbarung mit der 089Pharm gibt“, so Graé.

Froh sei er schlussendlich, dass er in seiner Apotheke mit einem Kommissionierautomaten arbeiten kann. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, ein Schubsystem ständig an die wechselnden Rabattpartner anpassen zu müssen.“

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