Durstiger Datenhub

Rabatte, Personal, Kosten: Abda will gläserne Apotheken

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Berlin -

Die Abda will Apothekendaten sammeln – und zwar in deutlich größerem Umfang als bislang. Mit dem Daten-Hub sollen kontinuierlich Informationen aus der Warenwirtschaft gezogen werden, auch betriebswirtschaftliche und sozioökonomische Kennzahlen sollen erfasst werden. In die anstehende Projektphase 3 fließt erneut ein Millionenbetrag, ohne dass klar ist, ob überhaupt genügend Apotheken derart vertrauliche Informationen offenlegen.

Wie aus internen Unterlagen hervorgeht, sollen nicht nur Produkt- und Abverkaufsdaten erhoben werden, sondern auch Informationen zum Wareneingang wie Mengen und Preise sowie zu den jeweiligen Beständen in der Apotheke. Zu den geplanten Transaktionsdaten im Einkauf gehören auch Lieferanten, Rabatte und Skonti, die Verfügbarkeit beim Großhandel und die Lieferdauer sowie Verfalldaten. Auch Retouren sollen erfasst werden.

Protokollierte Abverkäufe

Bei den Verkäufen sollen nicht nur Preise, Kostenträger und Abschläge erfasst werden, sondern auch Uhrzeiten, Kundentyp und Zahlungsmittel sowie gegebenenfalls Couponing-Anteil. Mit Blick auf Engpässe werden Neinverkäufe protokolliert. Dazu kommen Botendienste inklusive Tourenzahl und Entfernung, Rezepturen sowie „Nacht- und Notdienstaktivitäten“.

Grundlage für die geplanten Auswertungen bilden die Strukturdaten der jeweiligen Apotheke, darunter „Apothekentyp“, Rechtsform, Infrastruktur, Spezialisierungen, Öffnungszeiten und Kundenfrequenz. Angaben zum Verbund beziehungsweise Filialen gehören ebenso dazu wie zur Anzahl der Angestellten beziehungsweise Personalstruktur und zur technischen Ausstattung der Apotheke. Services wie pharmazeutische Dienstleistungen, Impfaktivitäten, aber auch Verblisterung, Abgabe von Cannabisblüten, Opioidsubstitution sowie Abgabe von Verband- und Hilfsmitteln sollen ebenfalls im System hinterlegt werden.

In einer späteren Ausbaustufe soll auch die Kostenstruktur der Apotheke erfasst werden, zusätzlich der Personalaufwand im Zusammenhang mit konkreten Aufgaben, am besten minutengenau. Hinzu kommen sollen dann auch Z-Daten, die beispielsweise bei der Abrechnung von Rezepturen oder Teilmengen generiert werden. Über einen direkten KIM-Kanal in die Warenwirtschaft sollen Befragungen durchgeführt werden.

Verschiedene Schnittstellen

Während viele Daten täglich oder wöchentlich über eine Adas-Schnittstelle direkt aus der Warenwirtschaft übermittelt werden sollen, denkt die Abda auch über weitere Quellen nach. Als zentrale ID könnte beispielsweise die N-ID der NGDA genutzt werden, während die Apothekenstammdaten auch von der Verbändetochter Gedisa kommen könnten. Ein weiterer Anbieter könnte Iqvia sein. Der US-Marktforschungskonzern war über seine Tochterfirma Davaso/Comline bereits als Partner bei der bisherigen Konzeption des Datenhubs beteiligt. Für sozioökonomische Daten könnte außerdem auf Anbieter wie Panadress zurückgegriffen werden.

Pseudonym für Apotheke

Laut Abda soll der Datenhub das „Zentrum der Datenerhebung, -konsolidierung und -analyse für die organisierte Apothekerschaft“ darstellen. Ziel sei es, statistische Analysen auf Basis von Apothekendaten durchzuführen, um „Fragestellungen in Bezug auf die Gesamtheit der Apotheken zu beantworten“.

Während einerseits eine „hohe Nutzbarkeit der Daten“ geplant ist, soll gleichzeitig ein hohes Maß an Datenschutz sichergestellt sein. „Dies stellt sicher, dass die Analysen und Einblicke aus den Daten gewonnen werden können, ohne dabei die Vertraulichkeit oder Privatsphäre der ursprünglichen Informationen zu gefährden.“ Zusätzlich zu den rechtlichen Vorgaben gebe es daher die interne Anforderung, dass „keine kritischen privaten Informationen zu einzelnen Apotheken durch Abda-Mitarbeiter erhoben werden dürfen“.

Zu diesem Zweck wurde ein dynamisches Anonymisierungskonzept entwickelt: „Die Daten werden zunächst in ausschließlich pseudonymisierter Form im Rohdaten-Archiv gespeichert, sind jedoch nicht für Analysen zugänglich.“ Alle Informationen, die Rückschlüsse auf die Apotheke zulassen können, sollen durch eine pseudonyme ID ersetzt werden. „Eine Entschlüsselung der Daten darf nur dann erfolgen, wenn es zur Analyse akut erforderlich ist.“

Cluster als Grundlage

Außerdem soll eine Analyse nur in aggregierter Form möglich sein. Dabei setzt das Abda-Konzept auf Cluster von mindestens zehn Apotheken, wobei für einzelne Parameter dann mindestens vier Apotheken zusammengefasst werden müssen. Dies soll zusätzlich eine „Selektion von gezielten feingliedrigen Gruppen“ verhindern.

Ohnehin soll der Nutzerkreis stark beschränkt sein, maximal 15 Mitarbeitende der Geschäftsstelle sollen Zugriff bekommen. Dabei soll jede Abfrage durch einen Administrator freigegeben werden. Da sich ab einer gewissen Anzahl von Mehrfachanfragen ein datenschutzrechtliches Risiko ergeben kann, soll diese nur Nutzern mit hohem Vertrauen ermöglicht werden. Dies soll eine „höhere Analysequalität und Benutzerfreundlichkeit“ kann, während die Ergebnisse trotzdem ausreichend anonym bleiben.

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