Fair-Med: Exklusiv, aber außer Handel Deniz Cicek-Görkem, 07.04.2017 07:55 Uhr
Aus Apotheken häufen sich Meldungen, dass Lieferschwierigkeiten sämtlicher Präparate des Generikaherstellers Fair-Med die Arzneimittelversorgung erschweren. Angeblich ist ein Rabattartikel nicht nur außer Vertrieb, sondern hat auch noch eine falsche Indikation. Der Hersteller beteuert, dass jetzt wieder Ware da ist.
Im aktuellen Fall verordnete ein Arzt ASS 100 der Firma 1A Pharma. Für den Patienten, der bei der IKK Gesund Plus versichert ist, zeigte die Apothekensoftware den Thrombozytenaggregationshemmer des Herstellers Fair-Med als Rabattartikel an. Dieses Präparat war im aktuellen Fall aber laut Software außer Handel.
ASS in der Dosierung mit 100 mg wird generell zur Thrombozytenaggragationshemmung eingesetzt. Umso verwunderlicher war es für eine PTA, dass der Rabattartikel die Indikation „Fieber und Schmerzen bei Kindern ab 6 Jahren und Erwachsene“ hatte, denn normalerweise müssen verordnete Arzneimittel und Rabattpräparate in mindestens einer Indikation übereinstimmen.
Fair-Med hat hat mit diversen Krankenkassen Verträge, speziell bei ASS 100 gibt es exklusive Kooperationen mit den beim Dienstleister GWQ zusammengeschlossenen Krankenkassen und der BKK Mobil Oil. Krankenkassen, die das nicht mehr vertriebene Präparat (PZN 07152316) als Rabattarzneimittel für die Versicherten vorschreiben, sind zum Beispiel HEK, Bahn-BKK oder Heimat KK.
Der Nachfolger (PZN 12472313) war bis vor kurzem nicht lieferbar und führte im Apothekenalltag schon zu kontroversen Diskussionen über den Newcomer unter den Rabattpartnern. „ASS 100 ist wieder lieferbar. Apotheken, bei denen eine Nichtlieferfähigkeit angezeigt wird, sollen sich mit dem Großhändler in Verbindung setzen“, teilt eine Sprecherin von Fair-Med mit.
Zum Jahreswechsel und Monatsanfang liefen die ersten Rabattverträge von Fair-Med an, weitere mit der AOK starten demnächst. Die angelaufenen Verträge betreffen beispielsweise Amlodipin (exklusiv für die TK, KKH und BKK Mobile Oil) sowie Irbesartan, Quetiapin und Venlafaxin (im Drei-Partner-Modell für Spektrum K). Vom Volumen bedeutend ist Amlodipin (ab April exklusiv für die TK und ab Juni im drei-Partner-Modell für die AOK). Die AOK hat außerdem Irbesartan exklusiv an Fair-Med vergeben.
Die Unternehmensmutter und die strategische Leitung des Herstellers sitzen in der Schweiz, das operative Geschäft für Europa wird aus Hamburg geführt. Daneben gibt es das Tochterunternehmen Eris Pharma in Australien, welches die Märkte außerhalb der EU bedient. Fair-Med fährt eine international differenzierte Strategie aus Eigenvermarktung und Handelsgeschäft über Distributoren. In Deutschland teilt sich das Geschäft in den Rx-Bereich, vor allem über Rabattverträge, sowie individuelle apothekenspezifische OTC-Eigenmarkenprodukte.