Großhandelsmarge

Rabatt-Halbierung für Apotheken? Alexander Müller, 29.06.2010 14:54 Uhr

Berlin - 

Die geplante Umstellung der Großhandelsvergütung könnte für viele Apotheken eine wirtschaftliche Katastrophe bedeuten. Rund 20.000 Euro an Einkaufskonditionen, so schätzen Experten, könnte jede Apotheke im Durchschnitt verlieren, wenn die Regierung ihre Sparpläne umsetzt. Das Kabinett hat heute einen Entwurf zum Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) verabschiedet, wonach die Vergütung der Großhändler auf eine Fixpauschale von 60 Cent mit einem prozentualen Aufschlag von 1,7 Prozent umgestellt werden soll.

Mit dem AMNOG will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nur noch den prozentualen Zuschlag für „Funktionsrabatte“ freigeben. Für die meisten Apotheken würde das mindestens eine Halbierung ihrer Einkaufsvorteile bedeuten, für andere bliebe wohl nicht mehr als das Skonto.

Marktüblich sind dem Vernehmen nach etwa 3,7 Prozent bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Hochpreisige oder äußerst günstige Präparate sowie Arzneimittel unter Rabattvertrag sind oft von den Vereinbarungen ausgenommen.

Es könnte die Apotheken noch härter treffen: Weil die Großhändler bei einer Fixpauschale von 60 Cent selbst mit Einschnitten rechnen müssen, werden sie den variablen Anteil wohl nicht ohne Weiteres hergeben. Hinzu kommt, dass der prozentuale Großhandelszuschlag bei teuren Medikamente auf 20,40 Euro gedeckelt werden soll. Für die Grossisten, die bei der Lieferung finanziell in Vorleistung gehen, das Lagerrisiko tragen und Zahlungsausfälle ausgleichen, würden diese Produkte deutlich unattraktiver. Die Einkaufskonditionen der Apotheken dürfte das zusätzlich belasten.

Für Verhandlungen bliebe also der OTC-Markt, der nicht von den gesetzlichen Pauschalen erfasst ist. Branchenzahlen zufolge handeln Apotheken bei nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln Rabatte zwischen 10 und 14 Prozent aus, bei besonderen Angeboten oder in Kooperationen bis zu 18 Prozent. Insider bezweifeln aber, dass in diesem Bereich auch nur annähernd genug Luft ist, um die drohenden Ausfälle im Rx-Markt auszugleichen. Vielleicht wollen die Großhändler sogar auch hier den Gürtel enger schnallen, um die eigene Marge zu retten.