PTA werden in nahezu jeder Apotheke gesucht. In Berlin listet die Kammer aktuell 128 offene Stellen. Auf der anderen Seite stehen gerade einmal drei Gesuche. Eines davon hat es in sich, denn der oder die Verfasser:in spricht Klartext: „Wir PTA-s sind jetzt GOLD Wert, das wissen Sie.“ Verlangt werden 50 Prozent übertariflicher Lohn und keine „hochnäsige und launige“ Chefin.
Der Fachkräftemangel in Apotheken bereitet vielen Inhaber:innen Sorgen. Denn offene Stellen – sei es Apotheker:innen, PTA oder PKA – lassen sich mitunter nur mit aufwendiger Suche, einer guten Prämie oder viel Glück schnell wieder besetzen. In Berlin sucht ein:e PTA im Stadtteil Niederschönhausen nach einer neuen Apotheke. „Ich suche einen ‚normalen‘ Chef, mind. 50% Übertarif und Sitzmöglichkeit“, heißt es gleich zu Beginn.
„Bis jetzt hatte ich leider nur schizophrene Chefs, hochnäsige und launige Chefinen“, wird erklärt. Weil PTA so gesucht seien, müssten Inhaber:innen „Ihr Verhalten gegenüber uns ändern, ansonsten sieht eure Zukunft [sic] duster aus!!!“, lautet die Ansage. „Also ich freue mich auf nette Apotheken“, endet die Anzeige. Auf Weiterbildungen oder zusätzliche Qualifikationen wird nicht eingegangen. Der oder die Verfasser:in war auf Anfrage noch nicht zu erreichen.
Eine Apothekerin aus dem Berliner Bezirk weiß um die Personalnot. „Wir suchen auch händeringend“, sagt Gabriela Ensinger. Die Inhaberin der Lavendel Apotheke beschäftigt sieben Angestellte und würde „aus Interesse“ gerne Kontakt mit dem oder der Verfasser:in des auffälligen Gesuchs aufnehmen. Natürlich wisse man nicht, ob es überhaupt echt sei. Sie stellt jedoch klar: „Wir lassen uns nicht erpressen.“ Wer in ihrer Apotheke „sehr gut arbeite“, erhalte auch „sehr gutes Geld“.
Mitarbeitende könnten ihre Chef:innen durch die problematische Personalsituation in Apotheken „unter Druck setzen“ – nach dem Motto: Wenn du meinen Forderungen nicht nachkommst, dann gehe ich eben woanders hin. „Wichtig ist, dass die Person ins Team passt und dass Leistung angemessen bezahlt wird“, betont Ensinger. Ein Problem der Vor-Ort-Apotheken sei jedoch, dass mit steigenden Auflagen und gleichzeitig gleichbleibender Vergütung die finanzielle Situation schwierig sei. „Der Staat ist in Bringschuld. Wenn wir nicht mehr verdienen, kann man auch nicht mehr verlangen.“
Die Aussage, der oder die PTA habe bisher „hochnäsige und launige“ Chefinnen gehabt, kann Ensinger nachvollziehen. „Ich kenne auch Leiter, die unmenschlich und asozial sind.“ Bei vielen Kolleg:innen fehle die menschliche Nähe. „Sie haben den Beruf gelernt, studiert, ihr Staatsexamen gemacht. Aber was Personalführung angeht, fehlt es.“ Vor allem früher hätten sich Apotheker:innen mitunter als „bessere Menschen“ gesehen.
„Wenn diese Person das erzählt, muss es einen Grund haben. Man muss immer beide Seiten sehen.“ Die Apotheken jedoch so unter Druck zu setzen, sei falsch. „Wichtig ist, dass man immer das Gespräch sucht.“ Mit der Aussage eines „schizophrenen Chefs“ lehne sich die Person weit aus dem Fenster.
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