Interview Dr. Peter Homann

PTA sind keine „Apotheker light“

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Berlin -

Deutschlandweit fehlt es an Nachwuchs für den PTA-Beruf. Angesichts rückläufiger Anmeldungszahlen fürchten zahlreiche PTA-Schulen um ihre Existenz. Im Interview mit APOTHEKE ADHOC spricht der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes, Dr. Peter Homann, über die Probleme der Schulen und erklärt, wie sein Verband junge Leute für die PTA-Ausbildung begeistern will.

 

APOTHEKE ADHOC: Was ist der Anlass für die aktuelle Kampagne?

Dr. Peter Homann: In den letzten Jahren haben wir an PTA-Schulen rückläufige Zahlen. Die Schule in Frankfurt, die vom HAV getragen wird, hat eine Kapazität von 70 Schülern. Angemeldet haben sich im letzten Jahr aber nur 50. Auch an den Schulen in Kassel und Darmstadt gibt es freie Plätze. Pro Jahr könnten wir 200 PTA einstellen, besetzt werden aber nur rund 120 Stellen.

ADHOC: Was sind die Gründe?

Homann: Probleme bereiten vor allem die Kosten. An den Schulen in Hessen kostet die Ausbildung derzeit zwischen 230 Euro und 250 Euro. Wir stecken in einem Teufelskreis: Wenn sich mehr Auszubildende anmelden würden, könnten die Schulen weniger Schulgeld verlangen. Da das nicht der Fall ist, sind die Kosten hoch, und die Auszubildenden zeigen weniger Interesse. Darüber hinaus sind beispielsweise die Arbeitszeiten in der Apotheke ein Punkt, der viele junge Menschen abschreckt.

ADHOC: Glauben Sie, dass der Beruf an Attraktivität verloren hat?

Homann: Im Gegenteil, ich glaube, dass der Beruf PTA weiterhin sehr attraktiv ist. Gerade im Vergleich zu PKA haben PTA ein viel universelleres Einsatzgebiet – vorausgesetzt die Auszubildenden haben auch Spaß an der Arbeit in der Apotheke.

 

 

ADHOC: Angehende Auszubildende ziehen andere Berufe auch deshalb vor, weil die Verdienstmöglichkeiten dort besser sind.

Homann: Zugegeben, die Vergütung ist nicht besonders groß. Andererseits beschreibt unser Tarifvertrag auch nur eine untere Grenze. Wenn ein Mitarbeiter gute Arbeit leistet, sollte er natürlich auch entsprechend gut bezahlt werden. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass der Beruf PTA mit anderen Ausbildungsberufen gleichzusetzen ist. Allein durch die Verantwortung gegenüber den Patienten und die strengen Vorschriften, die in Apotheken zu beachten sind, gelten für PTA ganz andere Anforderungen.

ADHOC: Was halten Sie von Überlegungen, die Kompetenzen der PTA zu erweitern?

Homann: Kompetenzerweiterungen sind eine Gratwanderung. Natürlich müssen die Schulen die Ausbildung an die geänderten Anforderungen anpassen. Aber es muss darum gehen, den Beruf PTA zu stärken, und nicht darum, einen „Apotheker light“ auszubilden.

ADHOC: Welche Möglichkeiten gibt es noch, Auszubildende für den PTA-Beruf zu interessieren?

Homann: Wir wollen beispielsweise mehr Werbung in Apotheken machen. Die PTA-Schulen alleine können sich flächendeckende Werbung gar nicht leisten. Diese Last müssen wir auf viele Schultern verteilen. Deswegen müssen die Apotheken dabei mithelfen, den Beruf wieder bekannter zu machen. Hier haben wir die Möglichkeit junge Leute gezielt anzusprechen.

ADHOC: Wo liegen die inhaltlichen Herausforderungen für PTA in den nächsten Jahren?

Homann: PTA müssen in Zukunft über ein noch größeres pharmazeutisches Wissen verfügen. Große Herausforderungen sehe ich auch bezüglich der Dokumentationspflicht und bei der Pflege von Datenbanken. Das sind Fähigkeiten, auf die PTA-Auszubildende in den Schulen besser vorbereitet werden müssen.

 

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