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PTA: Pflichtbewusste Talentierte Alleskönner

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Berlin -

Es ist der 3. Januar 2024 und der diensthabende Apotheker hat sich den Magen verdorben. Den Vormittag über ist er verhindert und verbringt die Zeit zwar in der Apotheke, aber hinter verschlossener Tür. Alle PTA müssen daher jedes Rezept einzeln unter der Tür durchschieben und parallel dem Apotheker ein Foto vom dazugehörigen Arzneimittel auf sein Smartphone schicken – erst wenn er das abgeglichen und abgezeichnet hat, darf der Kunde oder die Kundin versorgt werden. Alle PTA bis auf eine: Die Super-PTA.

Seine Super-PTA, wie er sie liebevoll nennt, konnte er glücklicherweise vor genau einem Jahr einstellen. Sie darf auch Arzneimittel abgeben und Rezepturen herstellen – und zwar ohne sie vorzuzeigen. Lediglich einige klitzekleine Voraussetzungen mussten dafür erfüllt sein: Seit drei Tagen musste durchgehend die Sonne geschienen und der Inhaber am Morgen mit dem Apothekenwürfel mindestens eine 4 gewürfelt haben. Außerdem benötigt die PTA einen Doktortitel und muss drei Fremdsprachen beherrschen.

Nebenbei hat sie auch innerhalb von drei Jahren 100 Fortbildungspunkte gesammelt – in Zeiten, in denen ein Fortbildungspunkt durchschnittlich einem Zeitaufwand von 45 Minuten entspricht. Absolviert werden die Fortbildungen selbstverständlich nur an dienstfreien Wochenenden und nach Feierabend, zu abhängig ist die Apotheke von der Super-PTA.

Klingt utopisch? Ist aber Realität. Mit der PTA-Reform wird das Fortbildungszertifikat verpflichtend, wenn die PTA von der Beaufsichtigungspflicht – also der Abzeichnung durch eine:n Approbierte:n – für bestimmte pharmazeutische Tätigkeiten befreit werden soll. Auch die einjährige Berufszugehörigkeit ist Voraussetzung und drei bis fünf Jahre Berufserfahrung müssen mitgebracht werden.

Realitäts- und praxisfern

Mit der gängigen Praxis lässt sich das nicht vereinbaren: Im Apothekenalltag beruhte die Abgabebefugnis bislang auf dem Vertrauen des Apothekenleiters oder der Apothekenleiterin in seine Mitarbeiter:innen. Jeden einzelnen Vorgang trotz vieler Jahre Berufserfahrung noch durch eine:n Apotheker:in abzeichnen zu lassen, ist in den Augen der meisten Approbierten nicht notwendig. Denn das bedeutet Mehraufwand, der in Zeiten von Personalmangel und Lieferengpässen nicht auch noch geleistet werden kann.

Durch die PTA-Reform, die den Berufsstand eigentlich stärken und die Approbierten entlassen sollte, werden dem Personal in den öffentlichen Apotheken weitere Steine (und noch mehr Bürokratie) in den Weg gelegt: Das Vorliegen eines gültigen Fortbildungszertifikates ist in Zukunft Voraussetzung für die zusätzlichen Befugnisse – und könnte damit auch Bestandteil der regelmäßigen Kontrollen werden.

Abschied von der Apotheke

Kein Wunder, dass sich immer mehr Personal von der Apotheke abwendet: Eine PTA ohne Abitur entschied sich sogar für ein Medizinstudium, um nun endlich ihrem Traumberuf in der Rechtsmedizin nachzugehen. Apotheke adé. Schon am Nachwuchs hakt es: Die Ausbildungsvergütung von PTA liegt weit unter dem Bundesdurchschnitt und weit hinter Maurern. Auch der BVpta weiß, dass die Ausbildung aufgrund von Schulgeld und Perspektivlosigkeit die Konkurrenzfähigkeit fehlt, und zieht den Vergleich zu Friedhofsgärtnern.

Im HV belasten dann Bürokratie und Engpässe; einzelne Hersteller stellen den Teams zusätzlich ein Bein, indem sie die Ausstellung von Defektbelegen verweigern. Genau genommen geht in der Apotheke nicht ohne Altruismus. Und es gibt sie noch, die Pharmazeuten mit Idealen: Ein Inhaber aus Österreich setzte sich wegen eines fehlenden Arzneimittels sogar in den nächsten Flieger nach Spanien, eine Kollegin aus Sachsen übernahm eine Landapotheke („Kleinod“), um die Versorgung zu sichern.

Lohnt sich die Selbstständigkeit überhaupt noch, Frau Overwiening? Mit dieser Frage entlassen wir Sie ins Wochenende. Gute Erholung!

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