Kundschaft steht hinter Apotheken

Protestaktionen: „Die Patienten sind schockiert“

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Berlin -

Die Protestaktionen von einzelnen Apotheken haben die Kundschaft überrascht. Denn das geplante GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) und die Auswirkungen auf Apotheken sind vielen Menschen nicht bekannt: „Die Patienten haben von den Plänen noch nichts gehört“, sagt Anne-Kathrin Haus aus Colbitz. Bei Kollegin Daniela Hänel war bei den Kund:innen die Angst vor einer Schließung der Apotheke groß.

Schwarzes Schaufenster, schwarze Kleidung. Bereits gestern begannen Apotheken mit einem Protest gegen die geplante Erhöhung des Kassenabschlags. Arzneimittel wurden nur über die Klappe abgegeben – die Offizin blieb zu. „Bei uns ist es sehr gut angekommen“, sagt Haus. Die Inhaberin der Corvinus-Apotheke informierte vor der Eingangstür über die Gründe ihres Protests.

Interessierte Kundschaft

Auch wenn es angesichts der Praxisschließungen ein „ruhiger Mittwoch“ gewesen sei, seien doch einige Kund:innen gekommen. „Die Patienten sind schockiert“, sagt sie. Denn über die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) und die geplanten Sparmaßnahmen hätten sie noch nichts gehört. „Sie waren sehr interessiert und haben sich auch die Zeit genommen, um zuzuhören.“

Haus bewertet ihre Aktion als gelungen. „Ich kann es anderen nur empfehlen.“ Wichtig sei, bei den Gesprächen sachlich zu bleiben. Denn oft seien die Kund:innen „sehr emotional“ – auch wegen der aktuellen politischen Gesamtsituation – geworden. Ihr mit schwarzem Tuch verhängtes „Protest-Schaufenster“ empfiehlt sie weiter: „Wenn man nicht schließen kann, ist es ein gutes Mittel, das einfach und schnell gemacht ist.“ Viele Kund:innen blieben davor stehen und kämen in die Apotheke, um nachzufragen.

Auch in Zwickau waren die Schließung und der Protest ein Erfolg. Hänel schloss ihre Linda-Apotheke in der Nordvorstadt, schaltete das Licht aus und die Angestellten trugen schwarze Kleidung. Arzneimittel wurden im Notfall abgegeben. Zudem gab es ein Protestplakat vor der Tür. Der Aufsteller sei mehrfach fotografiert worden, sagt sie. „Die Kunden waren irritiert, ob wir geschlossen haben und fanden Aktion teilweise sehr gut: ‚Endlich macht mal jemand das öffentlich!‘“, sei ein Feedback gewesen. Der Austausch sei besser als gedacht gewesen. Viele hätten angefragt, ob die Apotheke etwa schließen werde. „Die Angst ist groß, da bei uns im vergrößerten Dienstkreis in den letzten zwei Jahren sechs Apotheken geschlossen haben. Die fehlen!“

Verständnis war groß

Bei den Gesprächen sei es auch um die Honorierung gegangen. „Jeden Kunden, den ich gefragt habe, ob er mehr arbeiten und gleichzeitig mehr zahlen würde, sagt ganz klar nein! Und dann sage ich immer, aber von mir wird es per Gesetz verlangt! Da haben alle Verständnis, dass man so kein Unternehmen mehr führen möchte! Ich liebe meinen Beruf, das wissen meine Kunden, aber die Rahmenbedingungen stimmen einfach nicht mehr“, sagt sie.

Auch Hänel appelliert an Kolleg:innen, mit der Kundschaft über die aktuelle Situation zu sprechen. Es müsse einfach und verständlich vermittelt werden, dass dieses Gesetz zu einem Kollaps führe. „Ich bereue die Aktion überhaupt nicht und bin unheimlich dankbar, dass meine Mitarbeiterinnen diese Aktion so toll mit umgesetzt haben.“

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