Die Konkurrenz schickt bei kleinen Engpässen regelmäßig Kunden: „Probieren Sie es bei Pro Vita, die haben das bestimmt vorrätig!“ Und das von Montag bis Freitag von acht Uhr morgens bis Mitternacht, samstags ist von acht bis 22 Uhr geöffnet. „Ohne Klingel. Ohne Notdienstgebühr“, beschreibt Inhaberin Ewa Gorissen ihr Konzept, mit dem sie sich in der Venloer Straße in Köln etabliert hat.
„Ich muss fast nie einen Kunden wegschicken, weil wir etwas nicht vorrätig haben“, sagt Gorissen. „Kompromisslosen Service“ nennt sie ihr unermüdliches Streben darin, die Kunden glücklich und zufrieden zu machen. Ökostrom gehört ebenfalls zu ihrer Philosophie. Und der Mann vom Security-Service, der abends für ein sicheres Gefühl sorgt.
Das Team der Pro Vita Apotheke sitzt regelmäßig zusammen um zu überlegen, was fehlt oder noch besser werden könnte. Die Kunden danken es mit Treue, rund zwei Drittel sind Stammkunden. „Zwischen 20 und 24 Uhr haben wir regelmäßig rund 100 Kunden“, sagt Gorissen. „Am liebsten würde ich täglich bis 24 Uhr geöffnet haben. Ich finde, Menschen sollten Lebensmittel und Medikamente jederzeit kaufen können.“
Apotheker sei der schönste Beruf überhaupt – und wenn Gorissen das sagt, kommen keine Zweifel auf – sie liebt ihre Aufgabe. „Meine Mutter wollte Apothekerin werden, das war im Krieg nicht möglich und so hat sie ihre Sehnsucht auf mich übertragen“, erzählt sie. Jammern käme ihr nie in den Sinn. Das Leben ist schön, Geld verdienen auch – aber es ist eben nicht alles. Das Wichtigste sei „die Arbeit vorne und die Wertschätzung der Kunden.“
Auch gegen die Gefahr aus dem Internet hat Gorissen eine Strategie: Als in ihrer Straße vor sieben Jahre die erste DocMorris-Filiale eröffnete, holte sie sich sofort deren Preisliste. Und passte alle ihre Preise fein säuberlich denen der Konkurrenz an. „1:1, die Kunden kamen und haben verglichen.“ Und gestaunt, dass bei Pro Vita nichts teurer war. Nur vieles besser: „Die Konkurrenz hatte natürlich nicht unseren Service und unsere Beratung.“ Und damit ihre Kunden erst gar nicht auf die Idee kommen, online zu bestellen, offeriert sie seit zehn Jahren einen Lieferservice per Fahrradkurier.
Kunden, die innerhalb von 14 Tagen in Köln einen bei Pro Vita gekauften Artikel günstiger entdecken, bekommen den Differenzbetrag erstattet. Und weil die Parkplatzsuche immer nervt, erstattet die Apotheke bei Einkäufen ab fünf Euro die Parkgebühr in einem nahe gelegenen Parkhaus für eine Stunde.
Ein weiteres Plus sind das virtuelle Aquarium und die Spielhöhle für Kinder. „Viele Kinder kommen und wollen die Fische sehen, den Erwachsenen gefallen sie übrigens auch“, sagt sie und lächelt. Fachkräftemangel wie viele andere Kollegen der Branche kennt sie nicht: „Ich muss mich nie um Angestellte kümmern, wir bekommen viele Bewerbungen.“ In ihrem Team arbeiten zwölf Apotheker und vier PTA. Freie Stellen gibt es bei Pro Vita allerdings nur selten. Wer hier arbeitet, tut es gern – und bleibt.
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