41-Jähriger mit zwei Guten-Tag-Apotheken

Pro Kooperation: „Gerade jetzt, wo der Großhandel so mächtig ist“

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Berlin -

Verbund oder Einzelkämpfer – für manche Inhaberin oder Inhaber ist das eine Glaubensfrage. Für Sebastian Huber aus Berlin sind die Zeiten vorbei, in denen man sich als Chef alleine behaupten muss. Die Sorge, zu viel Verantwortung aus der Hand zu geben, hat er nicht: „Gerade in diesen volatilen Zeiten gibt mir die Kooperation die notwendige Rückendeckung, um nötige betriebswirtschaftliche Entscheidungen treffen zu können.“

Seit 2018 ist Huber selbstständig. Berlin war für den Düsseldorfer eine „Zufallslandung“, wegen seines Praktischen Jahres, wie er sagt. Er wählte die in der Hauptstadt bekannte Wedding-Apotheke und lernte vom damaligen Inhaber Dr. Axel Müller-de Ahna das Einmaleins des Apothekengeschäfts. Müller-de Ahna führte drei umsatzstarke Betriebe und war in der Branche für seine Marketingaktionen bekannt.

Damals kam Huber erstmals in Kontakt mit einer Apothekenkooperation, denn Müller-de Ahna war Mitglied bei den Guten-Tag-Apotheken von Elac Elysée. Die Leipziger Kooperation nimmt Apotheken erst dann auf, wenn sie einen Jahresumsatz von deutlich über 3,5 Millionen Euro einfahren sowie ein Alleinstellungsmerkmal in ihrem Umfeld haben. „Ich habe mich damals schon mit Kooperationen beschäftigt und wusste, dass ich das auch machen will. Aus meiner Zeit in der Wedding-Apotheke habe ich gelernt, dass auch schwierige Situationen eine Chance sein können.“ Tatsächlich entschied er sich jedoch erst nach einiger Zeit für einen Verbund.

Erst Migasa, dann Elac

Zunächst wurde der 41-Jährige mit seiner 2023 übernommenen Regenbogen-Apotheke in Falkensee Mitglied bei Migasa. Als er 2024 die Berliner Schildhorn-Apotheke von Dr. Detlef Glaß im Ortsteil Steglitz übernahm, stellte er sich neu auf und wechselte zur Elac. Auch Glaß war dort bereits Mitglied, nachdem er zuvor beim MVDA war.

„Ich bin nicht gegangen, weil es eine schlechte Kooperation ist, sondern weil sich mit der Übernahme der Schildhorn-Apotheke die Struktur verändert hat und ich keine reine Rx-Apotheke hatte, sondern ein neuer Schwerpunkt auf der Innenstadtlage war“, erklärt er. Migasa und Elac seien die einzigen Kooperationen, die wirklich einen Mehrwert böten. Zudem seien sie vom Großhandel unabhängig.

Seit 2024 führt Huber die Schildhorn-Apotheke in Berlin und stieg mit der Übernahme bei Migasa aus, um zur Elac zu wechseln.Foto: Schildhorn-Apotheke

Bei der Elac fühlt er sich gut aufgehoben. Die Kooperation von umsatzstarken Betrieben zählt aktuell rund 550 Mitglieder und verzeichnete im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 12 Prozent. „Gerade jetzt, wo der Großhandel so mächtig ist, muss man im Verbund operieren.“ Natürlich seien die wegfallenden Einkaufsverhandlungen ein großer Mehrwert. „Dass ich nicht mehr mit dem Großhandel verhandeln und mich ärgern muss. Ich kann mich darauf verlassen, dass ich bei der Elac immer vorne mit dabei bin, was die Konditionen im Markt betrifft.“

Austausch im Netzwerk

Doch Huber nimmt laut eigenen Aussagen noch mehr mit: Der Verbund hilft bei Flyern und vermittelt weitere Dienstleister wie Anbieter von bargeldlosem Bezahlen oder stellt Informationen zum Thema Datenschutz bereit. Vor allem den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen lobt er. „Es sind alles Apotheker, die etwas voranbringen wollen, die ihr Wissen teilen und sehr offen sind.“ Man tausche sich beispielsweise darüber aus, was neue Produkte etwa zur Prozessoptimierung betrifft oder welche Dienstleistungen sinnvoll seien. „Das Netzwerk innerhalb der Elac ist Gold wert.“

Sorgen oder Angst vor zuviel Einflussnahme durch die Systemzentrale der Kooperation hat er nicht. Im Gegenteil: „Ohne Kooperation ist es noch schwerer, als es eh schon ist.“ An eine weitere Expansion denkt er vorerst nicht. „Ich bin glücklich, so wie es ist. Mir ist Qualität in meinen Apotheken wichtig und mit den beiden kann ich dem gerecht werden, auch weil ich tolle Mitarbeiter habe.“

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