„Das war mein Ding, mein Leben“

Presseschau: Die Schließungswelle rollt

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Berlin -

Die Zahl der Apotheken ist in diesem Jahr wieder gesunken. Der Rückgang war schon nach neun Monaten größer als im Vorjahr – und könnte sich zum Jahresende noch einmal deutlich beschleunigen. Das zeigen jedenfalls die zahlreichen Berichte von lokalen und überregionalen Medien über die Vielzahl von Schließungen und die Geschichten dahinter. Das Thema ist in der Publikumspresse angekommen.

Der Weserreport berichtet: In Bremen werden am Jahresende insgesamt vier Apotheken aufgegeben haben. Darunter ist auch die Huckelriede-Apotheke. Inhaber Joachim Polls habe seine Filiale schließen müssen, weil die Ortsstruktur sich in den letzten Jahren verändert habe: Geschäfte und Ärzte fehlten nebenan. Folglich bleibe die Laufkundschaft weg.

In Worpswede macht die Linden-Apotheke dicht; wie Filialleiter Simone Carlucci dem Weser Kurier erklärte, zieht er mit seinem Team in die Hemberg-Apotheke, die bisher ein Wettbewerber war. Die alten Räumlichkeiten dienten nur noch als Lager.

Im baden-württembergischen Schorndorf gibt Apotheker Erich Poppe seine Post-Apotheke auf. Er hoffe, die Filiale irgendwann wieder öffnen zu können, so die Schorndorfer Nachrichten. Der Fachkräftemangel sei schwerwiegend und habe sich in seinem Fall schon zu Beginn des Jahres abgezeichnet.

Ebenfalls Baden-Württemberg: In Weinheim macht die Schäfer-Apotheke zum Ende des Jahres zu. Inhaberin Monika Schäfer führt die Apotheke bereits in dritter Generation. 72 Jahre lang sei die Apotheke direkter und kompetenter Ansprechpartner in Sachen Gesundheit gewesen, laß man in den Weinheimer Nachrichten. Eine Großbaustelle direkt vor der Tür habe den Kunden erschwert, die Apotheke zu erreichen. Dies führte zu belastenden Umsatzeinbrüchen. Ärzte seien ebenfalls nicht nebenan, deren Patient:innen Schäfer versorgen könne. Was aus den angemieteten Räumlichkeiten wird, stehe aktuell noch nicht fest.

In der Innenstatd von Pforzheim hat bereits am vergangenen Wochenende die Moritz-Apotheke endgültig die Türen abgeschlossen. Inhaber Viktor Ketterer hat die Filiale aufgegeben, wie die Pforzheimer Zeitung berichtete.

Und die Südwest Presse meldete, dass in Ulm die Familie Ried eine ihrer sieben Apotheken aufgibt. Die Ried-Filiale im Hafenbad hat geschlossen. Timo Ried hatte den Standort am Eingang zur Herrenkeller-Passage übernommen, betreibt aber nur wenige Meter weiter die Engel-Apotheke.

In Waiblingen hat die Remspark-Apotheke geschlossen. Am Dienstag nach Weihnachten gab Ursula Pfeifer laut Zeitungsverlag Waiblingen ihre Schlüssel zurück; ihr Mietvertrag war im Sommer gekündigt worden. Sie hofft, dass sie nach dem Verkauf des Centers an Kaufland einen neuen Vertrag erhält und wieder eröffnen kann.

In Rheinland-Pfalz berichtet SWR darüber, dass Brigitte Hanke ihre Castor-Apotheke in Treis-Kaden an der Mosel nach 25 Jahren schließt. Dies hänge von einer Verkettung vieler Faktoren ab und sei kein spontaner Entschluss gewesen. In der Nachbarschaft gibt es keine Arztpraxen mehr. Hanke sehe außerdem für die Filial-Apotheke keine Möglichkeit einer Übernahme. „Der Betrieb wäre für einen Nachfolger nicht mehr revisionsfähig. Wenn, dann nur mit enormem Kostenaufwand“, sagt sie.

Total überrascht wurden laut Pfälzischem Kurier die Kundinnen und Kunden von der Schließung der Pirminius-Apotheke in Bottenbach. Nach 30 Jahren öffnete der Betrieb am Freitag vor Weihnachten zum letzten Mal im ehemaligen Schulhaus an der Ortsdurchfahrt. Die Inhaberin fühlte sich nach 19 Jahren Selbstständigkeit den Anforderungen nicht mehr gewachsen, die Nachfolgersuche sei gescheitert.

Von der Lippischen Landes-Zeitung wurden Leser über eine Apothekenschließung in Bad Salzufen informiert: Die Rosen-Apotheke schließt nach mehr als 50 Jahren. Inhaber Dr. Carsten Kramer hat den Betrieb 20 Jahre lang geführt, nun gibt er auf: Die bundespolitischen Rahmenbedingungen gäben keine wirtschaftliche Perspektive mehr.

In Unna schließt die Mozart-Apotheke. Inhaberin Barbara Einhoff fällt nach 29 Jahren der Abschied von ihren Kundinnen und Kunden schwer, berichtet der Hellweger Anzeiger – auch wenn nun ruhigere Zeiten für sie kämen.

In der Oberhessischen Zeitung las man von einer Schließung in Lauterbach. Inhaber Gerhard und Christian Schäfer haben keinen Nachfolger für ihre Bahnhof-Apotheke gefunden.

Dass die Ronneburg-Apotheke in Frankfurt-Preungesheim schließt, erfuhr man aus der Frankfurter Rundschau. Inhaberin Ulrike Reich fehlt es seit geraumer Zeit an Personal. Dadurch lasse sich die Apotheke nicht mehr betreiben.

Auch in Thüringen mussten Apotheken schließen. Annegret Köhler aus Arnstadt sprach mit der Thüringer Allgemeinen über ihre Beweggründe: Es habe sich keine Nachfolge für ihre Arnsberg-Apotheke gefunden. Da die Arbeit gesundheitlich nicht mehr zu stemmen sei, verabschiede sie sich in den Ruhestand.

„Das war mein Ding, mein Leben“

Der Donaukurier berichtet gleich über mehrere Schließungen in Ingolstadt. Stephan Kurzeder, der die Stadt-Apotheke führt, sieht einen Grund für den Rückgang in den unregelmäßigen Arbeitszeiten, verbunden mit vielen Notdiensten. Bei ihm seien es im kommenden Jahr 17 an der Zahl. Der personelle Engpass in allen Bereichen eines Apothekenbetriebes habe sich zugespitzt.

Aus der Zeitung erfuhren die Leser von einer Schließung in der Innenstadt von Neuburg. Apotheker Wolfgang Frankenberger war 32 Jahre lang Inhaber der Rosen-Apotheke. Kein Urlaub, 6-Tage-Woche, alle zehn Tage Notdienst – und trotzdem: „Das war mein Ding, mein Leben“, wird er in der Neuburger Rundschau zitiert. Nun geht er in den Ruhestand.

Noch einmal Bayern: Der Münchner Merkur erzählt die Geschichte aus dem Landkreis Erding: Apotheker Dieter Sauer geht zum Ende des Jahres in den Ruhestand. Seinen Betrieb in der Innenstadt von Dorfen habe er aber zum Glück an einen Nachfolger übergeben können. Sogar ganz ohne Inserat, „über sieben Ecken aus der Verwandtschaft einer seiner Apothekenhelferinnen“. Sauer selbst würde seiner Aufgabe als Apotheker allerding gerne weiterhin nachkommen – in abgespeckter Form, etwa in den Ferien zur Vertretung oder wenn er gebraucht würde.

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