Engpass bei Succinylcholin/Lysthenon

Preismoratorium: Hersteller liefert nicht an Apotheken

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Berlin -

Die Lieferschwierigkeiten von Arzneimitteln hängen nicht immer mit einem ausgefallenen Produktionsstandort zusammen. Im Fall von Suxamethoniumchlorid, das in der Allgemeinanästhesie oder in Notfallsituationen verabreicht wird, geht es vielmehr um den Gewinn. Ein Inhaber kritisiert die Preispolitik und betont die Leistung der Vor-Ort-Apotheke.

Für eine schnelle Hilfe im Notfall wird unter anderem Succinylcholin 2 Prozent Inresa eingesetzt. Doch das Arzneimittel sei nicht über den Großhandel lieferbar, kritisiert der Apotheker. Auch wenn es selten verordnet werde, sei es wichtig, da es unter anderem in Notfällen eingesetzt werde. „Wir brauchen es vielleicht fünfmal im Jahr.“ Doch zuletzt seien ihm die Hände gebunden gewesen.

Klinik ja, ambulant nein

Der Apotheker fragte bei Inresa nach. Doch dort habe man mitgeteilt, dass es im ambulanten Bereich nicht vertrieben wird – obwohl es lieferfähig sei. Kliniken, klinikversorgende Apotheken und der Rettungsdienst in Deutschland würden „zuverlässig und reibungslos“ beliefert, teilte das Unternehmen aus Freiburg im Breisgau dem Apotheker in einer E-Mail mit. Aus diesem Grund sei es auch in der Engpass-Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nicht gelistet.

Der ambulante Bereich jedoch werde seit Sommer 2024 nicht mehr versorgt, „da wir bei jeder Packung nachweislich einen Verlust machen“, heißt es weiter. „Auch unsere in Deutschland hergestellten Arzneimittel sind von den Kostensteigerungen der letzten Jahre betroffen, das Preismoratorium von 2009 verbietet uns allerdings selbst moderate Preisanpassungen im ambulanten Bereich. Dies betrifft leider auch Arzneimittel die als versorgungsrelevant eingestuft werden.“

Der Sachverhalt sei im Sommer bei den zuständigen Stellen gemeldet worden, um eine Ausnahme zu erreichen. „Jedoch leider bis jetzt ohne Erfolg.“ Inresa legte dem Inhaber nahe, eine Beschwerde bei der Behörde einzureichen: „Vielleicht kann somit das Preismoratorium für dieses Produkt ausgesetzt oder zumindest angepasst werden.“ Offiziell will sich Inresa auf Anfrage nicht zum Sachverhalt äußern und verweist an die Behörden.

Dem Apotheker wurden Alternativen wie Lysthenon 2 Prozent von Takeda vorgeschlagen, die jedoch ebenfalls nicht erhältlich seien, sagt er. Der Konzern habe auf Nachfrage auf aktuelle Preisverhandlungen verwiesen und die Lieferung deshalb gestoppt. Eine Konzernsprecherin erklärt jedoch auf Nachfrage: „Wir sind aktuell voll lieferfähig. Möglicherweise handelt es sich um einen Einzelfall und ein anderer Großhändler könnte angefragt werden.“

Vor-Ort-Apotheke findet Lösung

Der Engpass-Fall sei „ein Skandal“, betont der Inhaber. Weil die Zusammenarbeit mit Kliniken und deren Apotheken gut funktioniere, habe es einen Weg gegeben, dass das Notfallmedikament dennoch beschafft werden konnte. Doch diese Mehrarbeit wie das Telefonieren und Suchen nach Lösungen werde der Apotheke nicht bezahlt, kritisiert er. „Wir haben alle abgefragt und mit kollegialer Hilfe eine Lösung gefunden.“ Eine Leistung, die die Apotheken vor Ort regelmäßig erbrächten, aber nicht honoriert bekämen.

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