Rezeptursubstanzen

Preisexplosion bei Benzalkoniumchlorid

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Berlin -

Lutschpastille, Augentropfen oder Nasenspray können Benzalkoniumchlorid enthalten. In der Apotheke wird die Substanz aber auch als Konservierungsmittel bei der Herstellung von Augentropfen eingesetzt. 2017 hat die Chemikalie eine wahre Preisexplosion erfahren.

Apotheken können Benzalkoniumchlorid über den Großhandel bestellen. Erhältlich ist die Substanz beispielsweise von Caelo. Der Rohstofflieferant hat Benzalkoniumchlorid seit 2009 im Sortiment. Beinahe acht Jahre änderte sich nichts am Preis. Für 25 g lag dieser bei etwa 30 Euro. Im Mai 2017 kam es zu einem massiven Preisanstieg auf etwa 280 Euro.

„Die Preiserhöhung können wir bestätigen. Für Benzalkoniumchlorid gibt es leider nur limitierte Bezugsquellen, die den geforderten Qualitätsanforderungen entsprechen“, teilt Caelo auf Anfrage mit. Derzeit könne nur ein Lieferant mit der richtigen Qualität liefern. „Unser qualifizierter Lieferant hat seinen Preis – also unseren EK-Preis – derart drastisch erhöht, dass wir gezwungen waren, unsere Verkaufspreise grundlegend neu zu kalkulieren.“

Caelo hat seit Mai zwei zusätzliche Packungsgrößen des Konservierungsmittels gelistet. „Damit unsere Kunden aufgrund des nun gänzlich anderen Preissegmentes noch bedarfsgerechter beziehen können, haben wir zusätzlich 1 g und 5 g als neue Packungsgrößen aufgenommen.“ Das Unternehmen sondiere den Markt intensiv, um in Zukunft das Produkt wieder günstiger anbieten zu können.

Benzalkoniumchlorid wird als Konservierungsmittel in Augentropfen und Nasensprays eingesetzt. Der Hilfsstoff soll die Haltbarkeit der Lösungen verlängern. Der Substanz werden antibakterielle und antivirale Eigenschaften zugesprochen, da das Antiseptikum sich in den Zellmembranen der Organismen einlagert und diese zerstören kann. Der Hilfsstoff wird jedoch auch mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht.

Wird Benzalkoniumchlorid in Nasensprays eingesetzt, kann die Sensibilität der Zellen gegenüber Histamin verringert werden. Nies- und Juckreiz können die Folge sein. Zudem nimmt der Hilfsstoff negativen Einfluss auf die Flimmerhärchen in der Nase. Millionen feiner Zilien sind an der Selbstreinigungsfunktion der Nase beteiligt und transportieren Sekret wie ein Fließband ab. Benzalkoniumchlorid vermag jedoch die wellenartige Schlagfrequenz der Flimmerhärchen zu verlangsamen, bis diese schließlich ganz gelähmt sind und zum Stillstand kommen. Die gereizte und trockene Nasenschleimhaut ist anfälliger für weitere pathogene Keime und kann auf lange Sicht geschädigt werden. Daher empfiehlt es sich immer von der Nasenscheidewand weg zu sprühen.

Die Substanz ist auch in Dorithricin Halstabletten gegen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden enthalten. Stiftung Warentest beurteilte das Antiseptikum jedoch kritisch. Es sei „gegen Viren nur lückenhaft oder gar nicht wirksam“.

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