Zyto-Skandal von Chemnitz

Porwoll: Systemfehler bei Zytoapotheken

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Berlin -

Der Zyto-Skandal von Chemnitz ist für Apotheken mit Sterilherstellung ein Super-GAU. Erneut soll ein Apotheker unterdosierte Therapien ausgeliefert haben – ob mit Absicht oder aus Schlampigkeit wird noch ermittelt. Martin Porwoll fühlt sich an den Fall der Alten Apotheke in Essen erinnert – hier hatte er als Whistleblower die Aufklärung überhaupt erst ermöglicht. Aus seiner Sicht hat das Modell der Zytoapotheke einen Systemfehler.

Nach Bottrop nun Chemnitz: Erneut erschüttere ein Zytoskandal das Gefüge des deutschen Gesundheitssystems in seinen Grundfesten, schreibt Porwoll bei Facebook. „Wieder ist eine der hoch spezialisierten Zytoapotheken in den Verdacht geraten, patientenindividuelle Zytostatika- und Antikörpertherapien nicht verordnungsgemäß hergestellt zu haben.“

Erste Erkenntnisse aus der Analyse beschlagnahmter Therapiebeutel deuteten auf Unterdosierungen hin. Das Schema ist aus dem Bottroper Zytoskandal gut bekannt. „Noch wird ermittelt, nichts ist momentan noch wirklich bewiesen, aber auch in Chemnitz konnten die Ermittlungen erst nach der mutigen Meldung eines Hinweisgebers an die Aufsichtsbehörden in Gang kommen, die daraufhin Anzeige erstattet haben.“

Als Whistleblower im Bottroper Zytoskandal habe er zusammen mit den Vertreterinnen und Vertretern der Opfer gemeinsam eine strengere Kontrolle und Regulierung der Zytoapotheker gefordert. „Es wurden von uns bundeseinheitliche Regelungen zur Kontrolle und Regulierung der Zytoapotheken gefordert.“ Im Ergebnis sei auf die Zuständigkeit der Länder und Kommunen verwiesen worden – eine bundeseinheitliche Regelung sei nicht möglich gemacht worden. „In die einschlägige Gesetzgebung fand nur ein schwacher Hinweis auf bessere Kontrollmöglichkeiten seinen Weg. Eine starke Regelung im Sinne der Patienten hätte wie von mir gefordert anders ausgesehen. Wie nötig diese gewesen wäre, zeigt nun der Chemnitzer Fall.“

Wenn sich die Verdachtsmomente erhärteten, könne nicht mehr von bedauerlichen und kriminellen Einzelfällen gesprochen werden, so Porwoll. „Die ambulante onkologische Versorgung hat an der Stelle der Zytoapotheken einen Systemfehler.“

Nach Bottrop habe es von allen zuständigen Stellen in Politik, Verwaltung und Selbstverwaltung der Apotheker geheißen, ein ähnlicher Fall könne nicht mehr vorkommen. „Aber trotz aller Bekundungen hat sich erneut ein Weg gefunden, das Vertrauen der Patienten in ihre ordnungsgemäße Therapie zu erschüttern.“

Nach Bottrop und vermutlich Chemnitz müsse die ambulante onkologische Versorgung zumindest an der Stelle der Zytoapotheken neu aufgestellt werden, so Porwolls Forderung. „Wenn ehrenvolle Selbstverpflichtungen und strengere Kontrollen nicht helfen, Fälle wie Bottrop und vermutlich Chemnitz zu verhindern, muss der Gesetzgeber eingreifen. Das Vertrauen in die Therapiesicherheit muss wieder hergestellt werden.“

Wenn schon aus dem Bottroper Fall nicht die richtigen Schlussfolgerungen gezogen wurden, sei es jetzt an der Zeit, die Forderungen der Opfer endlich ernst zu nehmen. „Denn eines ist sicher: Sollte sich Chemnitz bestätigen, wird die Zahl der Opfer dieses dysfunktionalen Systems größer werden. Schwer kranke Menschen, die um ihre Hoffnungen betrogen wurden.“ Porwoll: „Im Gesundheitssystem ist nicht alles schlecht, aber gerade genau so viel, dass alles Gute und alle Ehrlichen maßlos diskreditiert werden und das Vertrauen aller Patientinnen und Patienten schwer beschädigt wird. Es wird Zeit, das zu ändern.“

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