Apothekengründung mit 28 Maria Hendrischke, 15.10.2016 08:33 Uhr
In der Gemeinde Planegg südwestlich von München hat die sechste Apotheke eröffnet. Seit September können sich die 10.000 Einwohner bei Inhaber Florian Max mit Arzneimitteln und Freiwahlprodukten versorgen. In die Selbstständigkeit ging es für Max etwas früher als geplant: Der Inhaber ist erst 28 Jahre alt.
Die Würmtal-Apotheke hat bereits am 1. September eröffnet. „Damit wir uns erst einmal einarbeiten können, habe ich die Eröffnungsfeier bewusst auf einen späteren Zeitpunkt gelegt“, sagt Max. Am vergangenen Samstag zu den regulären Öffnungszeiten wurde vor der Apotheke kostenlos Tee ausgeschenkt, zudem konnten sich die Besucher durch die Räumlichkeiten führen lassen.
Max hat in Regensburg Pharmazie studiert. In Starnberg, der Gemeinde Berg sowie Germering hat er als Angestellter gearbeitet. Dass er eine eigene Apotheke führen wollte, stand schon früh fest. „Ich hatte das aber eher geplant, wenn ich 34 oder 35 bin“, sagt er. Außerdem habe er lieber eine Apotheke übernehmen wollen. Weil die Suche nach einem geeigneten Objekt zwei bis drei Jahre dauern kann, hatte er sich bereits nach der Approbation bei Apothekenbörsen umgesehen – und wurde schneller als erwartet fündig. Vor etwa einem Jahr hatte er die Räumlichkeiten in Planegg gesehen. Gut ein halbes Jahr später ging es dann richtig los.
Die Nähe zum Starnberger See habe ihm besonders zugesagt: „Eigentlich wollte ich gerne richtig aufs Land. Eine gut laufende Stadtapotheke in München bekommt man ohnehin nur über Beziehungen.“ Außerdem sei er gerne in den Bergen und sei nicht bereit, die hohen Mieten in der Stadt zu zahlen – weder für eine Apotheke noch für die eigene Wohnung. „Stadt oder Land, das ist Typsache.“
Max beschäftigt zwei Vollzeit-Mitarbeiter; eine Apothekerin und eine PTA. Im Moment reiche das Personal noch aus: Max hat einen Kommissionierer angeschafft und versucht, möglichst viel selbst am HV-Tisch zu bedienen. Ab November wird die Apotheke über einen 24-Stunden-Abholautomaten verfügen. Pendler, die in München arbeiten, können ihre Medikamente so auch nach den Öffnungszeiten abholen. Mehr als 200.000 Euro hat Max zusätzlich in den Betrieb investiert.
Abgesehen von der Würmtal-Apotheke gibt es in Planegg in der gleichen Straße die Engel- und die Rosen-Apotheke. Hinzu kommen die Antonius-Apotheke, die Karl-Valentin-Apotheke und die Marien-Apotheke in Krailling. Im Bundesdurchschnitt versorgt eine Apotheke 4000 Einwohner. In Planegg hingegen kommen auf eine Apotheke 1833 Einwohner – also nicht einmal halb so viele.
Davon hat sich Max nicht abschrecken lassen. „Ich habe mir das ganz genau überlegt“, sagt er. Frühzeitig habe er sich einen erfahrenen Steuerberater an Bord geholt und eine Standortanalyse machen lassen. Das empfiehlt er auch anderen jungen Gründern. Hilfreich seien zudem Buchhalter-Fortbildungen, um das Fachwissen aus dem Pharmaziestudium zu ergänzen. „Außerdem habe ich mir bewusst ein PJ bei einem Apotheker mit Filialverbund gesucht“, sagt Max. So konnte er eine Stadt-, eine Land- und eine Blisterapotheke kennenlernen. „Außerdem habe ich eine Neugründung miterlebt“, sagt er.
Sein Alter sei auch kein Hindernis gewesen. Die Kunden seien bislang höchstens positiv überrascht gewesen, dass er erst 28 Jahre alt sei. „Sie finden es gut, dass ich so jung bin und den Ehrgeiz habe“, sagt er. Die meisten sagten jedoch gar nichts: „Vielleicht sehe ich älter aus; oder sie halten meine ältere Mitarbeiterin für die Chefin.“ Die Apothekerkammer Bayern habe ihm allerdings mitgeteilt, dass er in diesem Jahr unter den Neugründern offenbar mit Abstand der Jüngste gewesen sei. „Aber in Sachsen gibt es ja eine Inhaberin, die ihre Apotheke mit 26 übernommen hat“, sagt Max. Das habe ihn motiviert: „Ich dachte, wenn sie es geschafft hat, kann ich es auch.“
Max legt den Schwerpunkt seiner Apotheke auf die Pädiatrie. Eigentlich habe er nach der Standortanalyse eine ältere Kundschaft erwartet. „Aber mein Verkaufsraum ist barrierefrei zugänglich und recht geräumig; es sind viele Familien mit Kinderwägen gekommen“, so Max. Daraufhin habe er sein Sortiment entsprechend ausgerichtet.
Max ist überrascht, wie gut die Apotheke angelaufen sei. „Ich dachte, die Kunden wären skeptisch, weil es schon zwei Apotheken in der Straße gab“, sagt er. Aber das sei nicht der Fall: „Die meisten freuen sich über den frischen Wind.“ Max kann sich vorstellen, einen Filialverbund aufzubauen. Zunächst wolle er jedoch die Entwicklungen der Würmtal-Apotheke abwarten. Bislang laufe es sehr gut: „Ich bin nach vier Wochen schon da, wo ich nach sechs Monaten sein wollte“, sagt er.