Pille danach

„Apotheker wissen mehr als der Notarzt“

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Berlin -

Apotheken haben sich bestens auf den OTC-Switch der Pille danach eingestellt. Das bestätigt der Hersteller HRA Pharma. Mit 12.000 Präsenzschulungen und ebenso vielen Online-Fortbildungen habe sich der Großteil der Apotheken-Mitarbeiter im vergangenen Jahr äußerst aktiv gezeigt, freut sich Geschäftsführer Klaus Czort. Das Unternehmen will die Fortbildungsoffensive auch im kommenden Jahr unterstützen.

HRA zieht nach einem Jahr Rezeptfreiheit eine positive Bilanz. „Die Penetrationsrate, also die Zahl der Anwenderinnen bezogen auf die Gesamtzahl der infrage kommenden Frauen, ist von 2,8 Prozent auf 3,9 Prozent gestiegen“, so Czort. Damit liege man in Europa aber immer noch weit unter dem Durchschnitt. Nur in fünf Ländern ist die Rate noch geringer, im Schnitt liegt sie bei 6,7 Prozent. „Dass ein unverantwortlicher Umgang mit der Pille danach gepflegt wird, kann man vor diesem Hintergrund nicht behaupten“, so Czort. Mittlerweile würden pro Monat etwa 60.000 Packungen in den Apotheken abgegeben.

Nicht verändert hat sich die Altersstruktur der Frauen, die Notfallkontrazeptiva in der Apotheke kaufen. „Nach wie vor sind es überwiegend Frauen zwischen 20 und 35 Jahren“, so Czort. Lediglich die absolute Zahl der Abgaben ist gestiegen. Deutlich verändert habe sich aber die zeitliche Verteilung: Am Wochenende werden PiDaNa, EllaOne & Co. inzwischen deutlich häufiger abgegeben, dafür sinken die Zahlen am Montag. „Das zeigt, dass die betroffenen Frauen jetzt schneller handeln“, erklärt der HRA-Chef. „Das ist zu begrüßen: Je schneller gehandelt wird, desto größer ist die Chance auf Erfolg. Dass der Montag trotz sinkender Zahlen nach wie vor der Haupttag ist, zeigt aber auch, dass viele Frauen immer noch zu lang warten.

Notfallkontrazeptiva waren im März 2015 aus der Rezeptpflicht entlassen worden. Auf die Zweifel – vor allem aus dem Lager der Frauenärzte – an der richtigen Beratung zu diesem Produkt reagierten die Apotheker: Die Kammern boten zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen an, die Bundesapothekerkammer (BAK) entwickelte einen Leitfaden zur Beratung samt Checkliste für den HV-Tisch. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte sich lange gegen die Rezeptfreiheit gesperrt und war schließlich wegen EU-Vorgaben zu dem Schritt veranlasst worden.

Die Rolle der Apotheker sei von allen Seiten gut angenommen und inzwischen etabliert. Die Gynäkologin Professor Dr. Marion Kiechle von der Technischen Universität München bestätigt das. „Aus Sicht der Frauenärzte war es richtig, die Notfallverhütung aus der Rezeptpflicht zu entlassen.“ Auch der HRA-Chef lobt die Pharmazeuten: „Die Apotheken haben bestes Wissen – oft sogar mehr als der Notarzt, wenn man die Gynäkologen einmal außer Acht lässt“. Besonders beeindruckt ist er von der großen Zahl an Schulungen. Knapp 25.000 Trainings seien im vergangenen Jahr absolviert worden.

Die Notfall-Kontrazeptiva hatten im August mit mehr als 62.000 Packungen einen Absatz-Rekord erreicht. Im September ging die Zahl dagegen wieder auf 55.800 zurück, um bis Ende des Jahres wieder auf etwas mehr als 61.000 zu steigen. Im Februar 2015, dem Monat vor der Rezeptfreiheit, hatte der Absatz noch bei etwas mehr als 38.000 Einheiten gelegen.

EllaOne (Ulipristal) von HRA war als erstes Präparat im März am Start und konnte seine Umsätze entsprechend steigern. Da es aber teurer ist als Präparate mit Levonorgestrel (LNG)und dieser Wirkstoff zudem schon länger im Markt ist, konnten auch diese Produkte in der Folge zulegen. Präparate mit Levonorgestrel sind PiDaNa (HRA), Postinor (Gedeon Richter) und Unofem (Hexal).

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