Großhandel

Phoenix: Der Umschlagplatz neben der Turnhalle

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Berlin -

Vom Beitrag der Großhändler zur Arzneimittelversorgung bekommt die Bevölkerung in der Regel wenig mit. Selbst Kleintransporter mit Apotheken-A werden vermutlich regelmäßig mit dem Botendienst verwechselt. Das heißt aber nicht, dass sie unbeobachtet sind – etwa der Großhändler Phoenix beim regelmäßigen Umpacken von Kisten auf einem öffentlichen Parkplatz. Daran ist aber gar nichts geheimnisvoll, versichert ein Sprecher des Branchenprimus.

Das Ganze soll sich im hessischen Flieden abgespielt haben, genauer auf dem Parkplatz neben der Halle des Turnvereins Flieden 1912 an der Königreichallee. Hier will ein Beobachter seit mehreren Monaten „einen täglichen Umschlag von Medikamenten im Freien“ gesehen haben.

Auf dem mitgelieferten Bildmaterial sieht man tatsächlich mehrere Kleinlaster und größere Stapel von weißen Boxen und grünen Großhandelswannen. Wo oder wann das Bild aufgenommen wurde, ist unklar. Jedenfalls scheint der Beobachter vom Fach zu sein, denn er macht sich Sorgen um die in den Kisten mutmaßlich gelagerten Medikamente: „Zum Teil stehen Boxen über eine Stunde in dieser Fläche. In der heutigen Zeit frage ich mich, wie hier die Temperaturen (15 bis 25 Grad) sicherstellt werden können.“ Ob die Good Distribution Practises (GDP) das zuließen?

Ein Phoenix-Sprecher macht auf Nachfrage zwar keine Angaben zu konkreten Umschlagplätzen des Großhändlers, bestätigt aber grundsätzlich, dass „aus logistischen Gründen ein Umladen von verschiedenen Sendungen in unserem Auslieferprozess notwendig“ sei. Dabei sei die Arzneimittelsicherheit für Phoenix von höchster Wichtigkeit. „Dies beachten wir selbstverständlich auch im Rahmen der von Ihnen genannten Umladung“, so der Sprecher.

Die Logistik-Tochter Transmed führe sämtliche Transporte gemäß GDP durch. „Dabei steht die direkte, zeitgerechte Distribution pharmazeutischer Produkte vom Hersteller zu Apotheken, Krankenhäusern und weitervertreibenden Großhandel im Mittelpunkt. Unsere Logistikservices entsprechen den gestiegenen gesetzlichen Anforderungen der Arzneimittelhandelsverordnung sowie den darin verankerten Leitlinien für die gute Vertriebspraxis“, so der Sprecher.

Die Noweda hatte sich vor knapp drei Jahren einmal mit deutlich schweren Vorwürfen in einem ähnlichen Zusammenhang auseinandersetzen müssen: Ein externer Spediteur hatte die Genossenschaft beschuldigt, bei einer Inspektion der Niederlassung in Münster durch die Bezirksregierung getrickst zu haben.

Kurz vor der angemeldeten Kontrolle seien einzelne Fahrer mit damals nicht GDP-konformen Fahrzeugen aufgefordert worden, am entsprechenden Tag im Dezember 2015 nicht zum Noweda-Lager zu kommen, sondern den Aldi-Parkplatz in der Nähe anzufahren. Hier sollen sie von „Shuttle-Transportern“ der Noweda beladen worden sein. Die Genossenschaft hatte den Vorwurf, die Niederlassung halte sich nicht an die GDP-Richtlinien, allerdings klar zurückgewiesen.

Der Großhandelsverband Phagro hatte vor einigen Jahren in einem gemeinsamen Positionspapier mit den vier Herstellerverbänden – BAH, BPI, Pro Generika und VFA – die Position vertreten, „dass kurzfristige Unter- und Überschreitungen der Lagertemperatur die Qualität eines Arzneimittels grundsätzlich nicht negativ beeinflussen“ und „keinen wahrnehmbaren negativen Einfluss auf die Produktqualität“ hätten. Entscheidend seien einerseits die mittlere kinetische Temperatur (MKT) und andererseits bestimmte Grenzwerte. Auch die Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten (ZLG) hatte ein FAQ-Papier veröffentlicht.

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