20 Cent pro Rx-Packung sollen demnächst in den Nacht- und Notdienstfonds (NNF) fließen, damit die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen bezahlt werden können. Doch fast alle großen Fragen sind noch offen: Was wird wie vergütet? Wie wird abgerechnet? Und was passiert eigentlich mit dem Geld beim NNF, wenn noch keine Leistungen definiert sind? Die Kassen sträuben sich dem Vernehmen nach dagegen, die Abrechnung digital zu vereinfachen. Der GKV-Spitzenverband behauptet auf der anderen Seite, der Deutsche Apothekerverband (DAV) habe noch nicht einmal die Schiedsstelle angerufen.
Die Rechenzentren hatten dem NNF schon vorgeschlagen, dass die pharmazeutischen Dienstleistungen digital abgerechnet werden könnte. Der Sonderbeleg hätte dann aus der Software direkt verschickt werden können, das hätte den Apotheken und ihren Rechenzentren viel Arbeit erspart.
Doch bei der gestrigen Videokonferenz haben die Kassen Teilnehmern zufolge durchblicken lassen, dass sie an einem Papierbeleg festhalten wollen. Die Frage der Abrechnung wurde jetzt an die technische Kommission des DAV übergeben. Dem GKV-Spitzenverband zufolge ist die Verteilung über die Quartale ebenfalls noch in Abstimmung.
Damit das Geld an den NNF fließt, muss dieser vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) beliehen werden. Wie das Geld dann aber beim NNF zwischenzeitlich geparkt werden soll, kann Geschäftsführer Ferdinand Ostrop noch nicht beantworten: „Die Gespräche zwischen GKV-SV und DAV laufen noch – ein Teil wird wohl durch die Schiedsstelle entschieden werden.“ Das müsse man zunächst abwarten.
Doch beim GKV-Spitzenverband weiß man gar nichts von einem laufenden Schiedsverfahren: „Unseres Wissens ist die Schiedsstelle von den Apothekern noch nicht angerufen worden“, so der Sprecher des Verbands.
Der DAV-Vorsitzende Thomas Dittrich hatte Anfang September erklärt: „Wir haben heute in einem Spitzengespräch noch einmal versucht, zu einer Einigung über die pharmazeutischen Dienstleistungen zu kommen. Leider war eine Verhandlungslösung nicht möglich. Der Deutsche Apothekerverband wird deswegen jetzt schnellstmöglich die unabhängige Schiedsstelle anrufen.“ Der DAV konnte hierzu bislang keine Auskunft geben, hat aber eine Stellungnahme der Fachabteilung zugesagt.
Die Apotheker wollen drei größere Problemkreise angehen: die Bekämpfung von Risiken der Polymedikation, die Verbesserung mangelhafter Therapietreue und die Intensivierung der Vorsorge und Früherkennung von Volkskrankheiten. So hatte es Dietrich im September angekündigt. Insgesamt sollen 150 Millionen Euro jährlich für zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen fließen. Der Apothekenzuschlag für die Rx-Abgabe steigt am 15. Dezember um 20 Cent.
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