Pharmaziestudium

Mehr Wissen, mehr Fächer, mehr Zeit

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Berlin -

Die Pharmaziestudenten fühlen sich im Leitbild der ABDA nicht gut vertreten. Die Weiterentwicklung der Ausbildung hätte konkreter verankert werden müssen, schrieb der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) Mitte Mai in einem offenen Brief an die ABDA-Gremien. Acht Semester seien viel zu kurz, um die vielen Lerninhalte zu bewältigen. Diese Einschätzung teilen nicht alle Professoren.

Der BPhD setzt sich für eine Verlängerung der Studienzeit ein: „Das Studium ist bereits heute nicht mehr in der Lage, die in der Approbationsordnung verankerten Grundlagen in befriedigender Qualität in der vorgesehenen Studiendauer von acht Semestern zu vermitteln“, schreibt der Studentenverband an die ABDA. Hier hätte sich der BPhD einen entsprechenden Passus im Leitbild erwartet.

Den Studenten zufolge ist der Lehrstoff seit der Einführung des Prüfungsfachs Klinische Pharmazie im Jahr 2001 angestiegen. Zudem gebe es immer neue wissenschaftliche Erkenntnisse, selten aber würden Lehrinhalte gestrichen. So bleibe weder ausreichend Zeit, um „das Wissen um die Bedeutung der öffentlichen Apotheke eigenständig zu entwickeln“, noch um „das durch die Hochschulen vermittelte Wissen adäquat aufzubereiten und für die Anwendung in der öffentlichen Apotheke zu optimieren“.

Unterstützung für diese Perspektive kommt von Professor Dr. Andreas Hensel von der Universität Münster. Er geht von einem Anstieg des Lernstoffs seit 2000 um 35 bis 40 Prozent aus. Dagegen bezweifelt Professor Dr. Theodor Dingermann von der Goethe-Universität Frankfurt am Main, dass die Studenten mehr Wochenstunden zu bewältigen hätten als noch vor ein paar Jahren: Zwar bleibe im Studium keine Zeit übrig. „Aber die Pharmazie war immer ein Studium von morgens bis abends. Es ist ein extrem effizientes Studium: viele Inhalte in wenig Zeit“.

Die Forderung des BPhD nach mehr Semestern hält Dingermann für einen Fehler, weil aus seiner Sicht dann noch mehr Inhalte hinzu kämen: „Das würde zu noch mehr Arbeitsbelastung führen.“ Er sieht Möglichkeiten, Inhalte zu straffen, „um mehr moderne, pharmazeutische Inhalte zu vermitteln“. „Man müsste längst nicht so viele Pflanzen lernen, wie gelehrt werden“, erklärt Dingermann ein Beispiel. „Die Pharmazie ist gelebte Wissenschaft, in der sich relevante Inhalte ändern.“

Auch sein Mainzer Kollege Professor Dr. Bernd Epe sieht in der Botanik Einsparpotenzial: „Teile der Pflanzenkunde sind heute wahrscheinlich nicht mehr ganz so wichtig.“ Bereits nach der letzten Novellierung der Approbationsordnung habe man versucht, kompensatorisch zu kürzen. Schließlich sollte die Arbeitsbelastung der Studenten nicht steigen.

Diese Einschätzung teilt Professor Dr. Bernd Clement von der Universität Kiel und Vorsitzender des Verbandes der Professoren an Pharmazeutischen Hochschulinstituten der Bundesrepublik Deutschland (VdPPHI): Im Bereich der Praktika etwa sei stark reduziert worden, um das Mehr an theoretischen Lehrveranstaltungen auszugleichen.

Clement, der Pharmazeutische Chemie lehrt, sieht bereits zahlreiche Veränderungen in seinem eigenen Fachbereich: Anorganik und Synthesen seien reduziert worden, dafür werde mehr über Struktur-Wirkungsbeziehungen und den Metabolismus von Arzneistoffen unterrichtet.

Laut Dr. Andreas Hilgeroth von der Universität Halle sind Anforderungen und Lehrinhalte dazu gekommen, etwa auch etwa in der Anatomie und Physiologie. „Das ist aus meiner Sicht auch notwendig“, so der Pharmazeut. Die Ausbildung sei durch das erweiterte Tätigkeitsspektrum des Apothekers komplexer geworden. Im Gegenzug, so schätzt er, seien einzelne Scheine früher aber anspruchsvoller, die Durchfallquote eher höher gewesen.

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hatte die Novellierung des Studiums von Anfang an als eine der langfristigen Baustellen gesehen. Auch wenn es dazu nun keine konkreten Vorgaben im Leitbild gibt: Die Diskussion um die Ausrichtung der Ausbildung hat längst begonnen.

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