An der Martin-Luther-Universität in Halle haben die Pharmaziestudenten nicht nur mit Praktika und Klausuren zu kämpfen: Die Professorenstellen für Pharmakologie und Klinische Pharmazie sind in einem von Deutschlands größten Pharmazieinstitut seit Jahren unbesetzt. Die Lehre kann zwar mit anderen Mitarbeitern und Vertretungsprofessoren aufrecht erhalten werden, Diplomarbeiten oder Promotionen sind in diesen Fächern aber nur schwer möglich.
„Unser Studium wird durch die seit Jahren unbefriedigende Besetzung von Professorenstellen in den Fächern Pharmakologie und Klinische Pharmazie erschwert“, kritisierte die Fachschaftratsvorsitzende Franziska Behr bei einem Treffen der Pharmaziestudenten mit dem Vorstand der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.
Die Professorenstelle im Fach Pharmakologie sei bereits seit 2005 unbesetzt, sagt Dr. Bernd Rattay, Referent des Pharmazie-Instituts. Seit dem Wintersemester 2011 suche man außerdem nach einem neuen Professor für die Klinische Pharmazie.
Beide Fachgebiete sind in der Approbationsordnung zusammengefasst. Das nun beide Professoren fehlten, sei daher besonders problematisch, so Rattay. Alle vorgeschriebenen Inhalte und Prüfungen könnten aber mit Vertretungsprofessoren und Blockvorlesungen sichergestellt werden. Den Studenten fehle allerdings die gewünschte Konsistenz und Kontinuität in der Lehre, kritisiert Rattay.
Zudem könnten in dem Stoffgebiet Pharmakologie und Klinische Pharmazie keine Wahlpflichtfächer angeboten werden. Schwierig werde es auch bei Diplom- oder Promotionsarbeiten, erklärt Rattay. Zum Teil könnten Studenten auf die medizinische Fakultät ausweichen. Andernfalls müssten sie aber an andere Universitäten wechseln.
An der MLU gibt es nur jeweils eine Professorenstelle für Pharmakologie und Klinische Pharmazie. Würden die Professoren weg berufen oder schieden aus, sei die Stelle sofort vakant, erklärt Rattay. In anderen Fächern stünden hingegen weitere Professoren zur Verfügung, um leere Stellen zu ersetzen.Hoffnung für die Studenten ist jedoch in Sicht: Für beide Fächer gibt es derzeit laut Rattay laufende Berufungsverfahren. In der Klinischen Pharmazie wurde demnach bereits ein Ruf erteilt, in der Pharmakologie finden in der kommenden Woche die Vorstellungsvorträge statt.
Allerdings: Schon zwei Verfahren für die Pharmakologie-Professur sind Rattay zufolge in Halle gescheitert, auch nachdem bereits ein Ruf erteilt und ein Jahr lang Verhandlungen geführt worden waren. Ob und wann die derzeit laufenden Berufungsverfahren zu neuen Professorenstellen in Halle führen, ist daher nicht absehbar.
Die Apothekerkammer drängt darauf, beide Verfahren „zügig und erfolgreich“ abzuschließen. „Gerade in diesen Fächern werden wichtige Kenntnisse für die patientenorientierte Arzneimitteltherapie erworben und die fachlichen Grundlagen erlangt, um zum Wohl der Patienten mit anderen Heilberuflern auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten“, sagte Kammerpräsident Dr. Jens-Andreas Münch. „Wenn hier Lücken entstehen, ist das mehr als unbefriedigend.“
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