Pharmaziestudium: ABDA will MC abschaffen Lothar Klein, 14.11.2019 11:40 Uhr
Die ABDA will Apothekerausbildung reformieren: Dazu hat gestern die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer (BAK) einen Beschluss gefasst. Laut BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer soll dazu das Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und den Bundesländern gesucht werden. „Die Änderung wollen wir anstoßen von Seiten der Bundesapothekerkammer“, sagte Kiefer. Den Beratungen lag ein mehrseitiges Thesenpapier der Arbeitsgemeinschaft „Anforderungen an die Qualifikation des Apothekers“ zu Grunde. Abgeschafft werden sollen Multiple-Choice-Prüfungen. Abgelehnt wird aber die Umstellung auf ein Master/Bachelor-Studium.
Laut Kiefer wird eine Reform der Apothekerausbildung angestrebt, weil sich „die Inhalte verändert haben und angepasst werden müssen“. Die Einheitlichkeit der Approbation solle erhalten bleiben und die Apotheker weiterhin für alle Berufsfelder befähigen. Dazu werde man mit allen Beteiligten reden, mit den verantwortlichen Berufsträgern in den verschiedenen Berufsfeldern, auch mit den Hochschullehrern. Man müsse auch mit den Ländern reden, „die das später bezahlen müssen, eine Mehrheit bilden, eine Einheit, so Kiefer.
Hintergrund für die angestrebte Reform ist das sich ändernde Berufsbild des Apothekers mit neuen Aufgaben und Herausforderungen sowohl in der öffentlichen Apotheke als auch in der pharmazeutischen Industrie. Kationentrennungsgang, Zeichnen von Parenchymzellen und nasschemische Titration haben nur wenig mit dem zu tun, was Apotheker später in der Offizin erwartet.
Das Thesenpapier knüpft zudem an das Perspektivpapier Apotheke 2030 an und spricht sich dafür aus, die Relevanz der Ausbildungsinhalte zu überprüfen und anzupassen. Hintergrund sind Kritik an der „Chemielastigkeit“ des Studiums und der nur geringen Patientenbezogenheit. Probleme bereitet nach wie vor die Erweiterung des Studiums um das Fach Klinische Pharmazie, ohne die Verlängerung der Studiendauer oder der Anpassung der Studieninhalte.
Das Thesenpapier spricht sich dafür aus, in der Apothekerausbildung die „digitale Kompetenz“ stärker zu berücksichtigen. Die Fächer des Grundstudiums sollen überprüft werden. Pharmazeutische Biologie und Technologie sollen angepasst und auf die Bedeutung für Apotheken und Industrie überprüft werden. Die Klinische Pharmazie und die Pharmakologie sollen erweitert und stärker aufeinander abgestimmt werden. Im Zentrum soll dabei die Patientenorientierung stehen.
Gefördert werden soll die interprofessionelle Ausbildung mit Blick auf das Apotheker/Arzt-Verhältnis. In der praktischen Ausbildung soll die soziale und personelle Kompetenz eine größere Rolle spielen. Die Ausbildung im Praktikum soll nach dem BAK-Leitfaden praktische Ausbildung im Praktikum erfolgen.
Das Thesenpapier schlägt auch eine Änderung der Prüfungsordnung vor. Die Prüfungen sollen sich stärker an einer „Kompetenzorientierung“ ausrichten. Das heißt, dass die Multiple Choice-Aufgaben im 1. Staatsexamen durch mündliche oder schriftliche Prüfungen ersetzt werden sollen. Für das 2. und 3. Staatsexamen sollen die Prüfungsaufgabe dezentralisiert werden. Es soll keinen „zentralen Gegenstandskatalog“ mehr geben.
Die Arbeitsgruppe war nach dem Deutschen Apothekertag 2016 gegründet worden. Hintergrund des Antrags der Apothekerkammern Westfalen-Lippe (AKWL) und Niedersachsen war, dass die Ausbildungsstandards an den 22 deutschen Pharmazieinstituten trotz einer einheitlichen Approbationsordnung variieren. Die Kapazitäten an den Standorten führten zu „unterschiedlichen Anforderungen und Schwerpunkten in der Lehre und den Prüfungen“, hieß es im Antrag. Studieninhalte sollen über die Evaluation schnell an neue Forschungserkenntnisse angepasst werden.
Vor einem Jahr hatte der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) eine Neuausrichtung des Pharmaziestudiums gefordert. Die Anteile der Fachinhalte für die fünf Hauptfächer im Pharmaziestudium sollten in einem neu strukturierten Pharmaziestudium mit gleichen curricularen Zeitansätzen vermittelt werden. Die Fächer Klinische Pharmazie und Toxikologie müssen, so die ADKA-Forderung, im Studium künftig verstärkt gelehrt werden. Laut Vorstellungen des ADKA soll das Universitätsstudium der Pharmazie auf zehn Semester verlängert werden.
Auch der Bundesverbande der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) sprach sich für mehr Flexibilität aus und forderte, dass das Studium sich mehr nach den Anforderungen des späteren Arbeitslebens richtet.