Serag Wiessner

Briefmarken statt Herstellerrabatt

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Berlin -

Verweigern die Hersteller den Krankenkassen die Generikarabatte, sind oft die Apotheken die Leidtragenden. Das bayerische Unternehmen Serag Wiessner nimmt seinen Kunden jetzt aus der Pflicht. Der Hersteller von Infusionslösungen erstattet betroffenen Apotheken die einbehaltenen Beträge zurück – in Briefmarken.

Serag Wiessner liefert seine Infusionslösungen mit Standardzulassung hauptsächlich an Krankenhäuser. Die Apotheken kommen bei der Nachbehandlung ins Spiel, wenn sie die Produkte beispielsweise an Schmerzpatienten abgeben. Bislang haben sich bis zu 1000 Kunden wegen der Herstellerrabatte gemeldet, sagt Vertriebsleiter Jörg Günther. „Wir wollen nicht, dass die Apotheken auf dem Betrag sitzen bleiben.“

Die geforderten Summen lägen meistens zwischen 50 Cent und 5 Euro. Die Apotheken erhalten für Beträge bis 20 Euro den Gegenwert in Briefmarken zurück. Auf die Idee mit den Briefmarken kam Günther bei der Suche nach einer praktikablen Lösung. Da die Apotheken nicht direkt beim Hersteller bestellten, gebe es keine Kundenkonten. „Diese einzurichten wäre unglaublich aufwendig“, so Günther.

Außerdem könne jede Apotheke Briefmarken brauchen. Die Wertzeichen werden per Post mit einem Informationsschreiben verschickt. Für die Organisation sei eine Stelle eingerichtet worden, die die Abwicklung organisiert.


Beträge über 20 Euro würden direkt überwiesen. „Die Apotheken sollen sehen, dass wir einen guten Willen haben“, so Günther. Die höchste Summe habe bislang bei 70 Euro für vier Jahre gelegen.

Den Kassen werde der Herstellerabschlag auf die Infusionslösungen seit 2006 aus Prinzip verweigert. „Der Generikarabatt auf eine Standardlösung, bei der wir nicht einmal die Zulassung haben, ist nicht tragbar“, so Günther. Zu einem Rechtsstreit ist es bislang nicht gekommen. Der GKV-Spitzenverband gehe den leichten Weg und ziehe die Beträge bei den Apotheken ab.

Neben sterilen Lösungen stellt Serag Wiessner aus dem bayerischen Naila auch chirurgisches Nahtmaterial und textile Implantate her. Die Firma wurde 1866 von Carl Wiessner gegründet. Das Familienunternehmen beschäftigt rund 200 Mitarbeiter.

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