Nach dem Zyto-Skandal in Bottrop planen Betroffene eine Demonstration für eine schärfere Apothekenüberwachung. Laut einem Bericht der WAZ hat Heike Benedetti für den morgigen Mittwoch zu der Demo unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Krebs“ in der Bottroper Fußgängerzone aufgerufen.
Benedetti war laut Bericht selbst an Brustkrebs erkrankt. Ihr Onkologe bezog die Zytostatika-Lösungen aus der Apotheke von Peter S. Der „Pfusch-Apotheker“ muss sich vor Gericht verantworten, weil er massenhaft mit Sterilrezepturen gepanscht haben soll.
Die Ermittler hatten Listen mit Wirkstoffen veröffentlicht, die von dem Skandal betroffen waren. Benedetti hatte im Juni erfahren, dass auch sie zu den Patienten gehören könnte, die falsch dosierte Medikamente erhalten hatten. Gewissheit hierüber hat sie aber noch nicht.
Mit der geplanten Demo will sie öffentlich schärfere Apothekenkontrollen einfordern. Dass die Zyto-Labore bislang nur nach vorheriger Ankündigung geprüft wurden, ist für sie ein Skandal. „Wenn meine Mutter mir früher gesagt hätte, ich komme gleich dein Zimmer kontrollieren, was glauben Sie denn, wie es da ausgesehen hätte“, wird sie von der WAZ zitiert. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat bereits eine Verschärfung der Kontrollen angekündigt und einen entsprechenden Erlass an die Aufsichtsbehörden geschickt.
Benedetti hat andere Betroffene, Angehörige oder Hinterbliebene zu der Demo aufgerufen. Die Teilnehmer treffen sich um 17.30 Uhr an der Hansastraße 1 vor dem Büro des Recherchenetzwerks Correctiv, das intensiv über den Fall berichtet hatte. Von dort aus zieht die Gruppe über die Hansastraße und den Pfedemarkt zur Hochstraße und dann hinunter zur Cyriakuskirche. „Wer mag, der kann dann dort noch eine Kerze aufstellen“, so Benedetti gegenüber der WAZ.
Die Bottroperin hat laut Bericht selbst Freundinnen verloren, die sie während der Chemotherapie kennengelernt hatte. „Wir waren zu zehnt. Jetzt sind innerhalb von anderthalb Jahren fünf gestorben. Natürlich fragt man sich, ob sie noch leben könnten“, zitiert sie die Zeitung. Benedetti ist den Hinweisgebern, die den Fall ins Rollen brachten, dankbar. Sie kritisiert aber gleichwohl, dass mutmaßlich betroffene Patienten besser hätten informiert werden müssen – auch von den Ärzten.
Benedetti hat laut WAZ selbst Strafanzeige gestellt und hofft, dass mehr Nebenkläger zugelassen werden. Bislang sind dies nur die 27 Patienten, deren Infusionen die Staatsanwaltschaft bei der Durchsuchung der Apotheke sicherstellen und zu geringe Dosierungen feststellen konnte.
Bei der Polizei hat Benedetti 50 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei geht einem Sprecher zufolge von einem friedlichen Verlauf aus. „Uns liegen keine Hinweise auf Störungen vor. Der Bezirksdienst wird sich den Zug ansehen, eine dauerhafte Begleitung planen wir nicht“, so ein Polizeisprecher.
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