Zyto-Skandal

Pfusch-Apotheker: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

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Berlin -

Mehr als 1000 Krebspatienten sollen von einem Apotheker aus Bottrop zu gering dosierte Medikamente bekommen haben. Mit den Krankenkassen abgerechnet haben soll der 47-Jährige aber die angeordnete Dosierung. Die Staatsanwaltschaft Essen hat Anklage erhoben.

Er soll einigen tausend Krebspatienten zu schwach dosierte Medikamente gegeben und damit Millionen erbeutet haben. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den tatverdächtigen Apotheker aus Bottrop erhoben. Ein Sprecher des Landgerichts Essen bestätigte am Montag den Eingang der Klage am vergangenen Freitag. Näheren Angaben zum Inhalt der Klage machten Landgericht und Staatsanwaltschaft zunächst nicht.

Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft soll der 47 Jahre alte Apotheker bei mehr als 50.000 Infusionen die Wirkstoffe zu gering dosiert haben. Die Zahl der betroffenen Patienten soll im unteren vierstelligen Bereich liegen. Anfang Juli hatte die Stadt Bottrop eine Liste mit 49 Wirkstoffen veröffentlicht, für die eine Unterdosierung in den Infusionen angenommen wird.

Nach Überzeugung der Ermittler wurde die Qualität der Präparate „gravierend gemindert oder völlig aufgehoben“. Mit dieser Masche soll der Apotheker den Ermittlungen zufolge die Krankenkassen um 2,5 Millionen Euro betrogen haben. Bei der Herstellung soll er zudem Hygieneregeln missachtet haben.

Der Mann sitzt seit Ende November 2016 wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Ermittelt wurde wegen Abrechnungsbetrugs und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz. Von Abrechnungsbetrug hatte die Staatsanwaltschaft bislang in 59 Fällen gesprochen. Minderwertige Präparate soll der Apotheker mit gesetzlichen Krankenkassen so abgerechnet haben, als habe der Wirkstoffgehalt eines Präparats der Verschreibung entsprochen.

Das Oberlandesgericht Hamm hatte im Juni eine Verlängerung der Untersuchungshaft angeordnet. Es bestehe Fluchtgefahr. Aufgrund der Vielzahl der Taten und der Schwere der Vorwürfe habe der Beschuldigte mit einer mehrjährigen Freiheitsstrafe zu rechnen. Zudem gingen Krankenkassen und auch Patienten zivilrechtlich gegen ihn vor.

Die Apotheke in Bottrop war bis zum Bekanntwerden der Vorwürfe eine onkologische Schwerpunktapotheke. Nach dem Inhaberwechsel – die Mutter des Beschuldigten hat die Apotheke wieder übernommen – werden keine krebshemmenden Medikamente mehr hergestellt. Die Amtsapothekerin der Stadt hatte die Produktionsstätte für die Präparate nach einer Durchsuchung Ende November sofort geschlossen.

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