Immer häufiger stehen Apotheken unfreiwillig im Visier von Testkäufern, die die Qualität der pharmazeutischen Beratung beurteilen wollen. Ob Stiftung Warentest, die Verbraucherzentralen, Radio- und Fernsehsender - neben den Pseudo Customern der Apothekerkammern gibt es ebenso viele Stichproben wie Auftraggeber. Auch Marktforschungsunternehmen haben das Gebiet für sich entdeckt.
Das baden-württembergische Unternehmen Pesquisa hat - angeblich ohne Auftraggeber und komplett in Eigenregie - bereits die Apotheken vier deutscher Städte unter die Lupe genommen. Nach den Tests in Ulm im Jahr 2008 sowie Heilbronn und Stuttgart im vergangenen Jahr sollen nun Ergebnisse aus Düsseldorf veröffentlicht werden. Die nächsten Testkäufe werden voraussichtlich in Frankfurt am Main oder Hannover stattfinden.
Das von Aliud-Gründer Egon Friedrich Siebein gegründete Marktforschungsunternehmen will eigenen Angaben zufolge ein Gesamtbild der Beratungsqualität bieten und testet daher alle Apotheken in einer Stadt. „Wir wollen niemanden an den Pranger stellen“, so der Projektleiter der Marktforschung, Sebastian Knoth, gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Da die Testkäufe nach eigenem Bekunden initiativ durchgeführt werden, soll die Finanzierung langfristig über den Verkauf der Ergebnisse erfolgen. Für 390 Euro können die getesteten Apotheken eine Auswertung erwerben, inklusive Beurteilung der eigenen Beratungsleistung. Die Resonanz auf das Angebot sei bislang wenig positiv, so Knoth. Denn Geld für eine Qualitätsbewertung wollen die Apotheken nicht ausgeben.
Die Rückschlüsse von Pesquisa fallen meist ähnlich aus: Nehmen sich die Apotheker Zeit, ist auch das Ergebnis der Beratung gut. Meist mangele es nicht an der pharmazeutischen Kompetenz, sondern an der fehlenden Bereitschaft, eine ausführliche Anamnese durchzuführen.
Die zuletzt veröffentlichten Ergebnisse aus Stuttgart fielen dennoch deutlich schlechter aus als die der vorangegangenen Tests: Nur jedem vierten Kunden widmeten die Apotheken der Landeshauptstadt die nötige Zeit. In Ulm und Heilbronn erfüllte dagegen jede zweite Beratung die Kriterien des Marktforschungsunternehmens.
Für den Test waren über einen Zeitraum von vier Wochen alle 157 Stuttgarter Apotheken dreimal von Testkäufern besucht worden. Jede Apotheke wurde dabei mit drei verschiedenen Fällen konfrontiert: Im ersten Szenario wollte der Kunde Tussamag-Hustenlösung kaufen. Erst bei näherem Nachfragen stellte sich heraus, dass das Medikament für einen seit sechs Monaten „trockenen Alkoholiker“ bestimmt sein sollte.
Im zweiten Fall verlangte der Testkäufer Ibuprofen 400 akut. Er sollte das Schmerzmittel für eine Schwangere im siebten Monat, die an Schulterschmerzen leidet, besorgen. Der dritte Kauf betraf Aspirin für einen 50-jährigen Patienten mit Kopfschmerzen, der vor vier Wochen wegen Venenproblemen im Krankenhaus war und noch mit Marcumar therapiert wird.
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