Niveau bewahren, Hürden senken

Personalmangel: „Behörden lassen sich zu lange Zeit“

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Berlin -

Deutschland droht ein gravierender Fachkräftemangel. „Es müssen schnellstmöglich die bürokratischen Hürden für Fachpersonal aus dem Ausland gesenkt werden. Ansonsten droht dem Gesundheitssystem der Kollaps, denn wir haben keine Leute“, macht Ioannis Hatzianastassiou, stellvertretender Kreisvertrauensapotheker in Düsseldorf, deutlich. „Ein gewisses Niveau der Prüfungen muss gehalten werden, aber es kann nicht sein, dass Behörden sich extra lange Zeit lassen.“

Hatzianastassiou ist auch Mitglied des Ausschusses für die Fachsprachprüfung in Nordrhein. Apotheker:innen, die ihren Abschluss im Ausland erworben haben und in Deutschland arbeiten möchten, müssen diese Prüfung ablegen, um zur abschließenden Kenntnisprüfung zugelassen zu werden. Es gibt eine Übergangsfrist von maximal zwei Jahren, während der die Fachkräfte zwar in der Vor-Ort-Apotheke angestellt, aber noch nicht als Apotheker:innen anerkannt sind.

Ein großes Problem stellen laut Hatzianastassiou die bürokratischen Hürden dar: „Hier muss dringend gehandelt werden, denn uns fehlt das Fachpersonal. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich einige Behörden extra lange Zeit lassen mit dem Anerkennungsprozess.“ In dieser Übergangszeit müssen sich die ausländischen Fachkräfte irgendwie über Wasser halten. So komme es nicht selten vor, dass sie zum Beispiel als PKA arbeiten. „Dabei haben viele Apotheken überhaupt nur überlebt, weil ausländisches Fachpersonal unterstützen konnte“, weiß der Kreisvertrauensapotheker.

Der Anerkennungsprozess müsse seiner Meinung nach dringend beschleunigt werden. „Denn es macht natürlich auch die Runde innerhalb der Community, wie es in Deutschland läuft“, erklärt Hatzianastassiou. „Vor allem die serbischen und syrischen Apotheker:innen sind sehr gut vernetzt untereinander. Es fragen sich viele, warum sie nach Deutschland gehen sollten. Da müssen wir dringend gegensteuern.“

Er betont zudem: „Nach der Fachsprachprüfung besteht für die Anwärter:innen der Kenntnisprüfung die Möglichkeit, ein Praktikum in der Apotheke zu machen. Auch hier ist es enorm wichtig für die Menschen, dass zusammengearbeitet wird, man zusammen mit ihnen lernt und sie begleitet“, erklärt Hatzianastassiou. „Es besteht Aufholbedarf in den Kenntnissen, denn das Pharmaziestudium in Deutschland unterscheidet sich zu Serbien und Syrien, aber die, die es wollen, schaffen es auch.“

Er fügt hinzu: „Natürlich wollen wir ein gewisses Niveau in den Prüfungen halten, aber die Prozesse dürfen nicht extra lange dauern, sodass die Gefahr einer Abwanderung droht.“ Sein Wunsch an die ausbildenden Apotheken lautet: „Es ist essenziell, dass Pharmazeuten im Praktikum nicht nur als Verkaufskraft angesehen werden.“

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