Personalmangel

70.000 Euro Gehalt – null Reaktion

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Berlin -

Personal zu finden, ist schwer. Das wissen die meisten Apotheker, die in der jüngeren Vergangenheit eine Stellenanzeige aufgegeben haben. Dass es aber so schwer sein würde, einen Filialleiter zu finden, hatte Apotheker Dr. Joachim Wiegert nicht erwartet: Trotz eines lukrativen Angebots meldete sich zunächst niemand auf die Stelle.

Wiegert führt die Adler-Apotheke im westfälischen Gronau an der niederländischen Grenze. Für seine Filiale, die Sonnen-Apotheke im selben Ort, suchte er einen Filialleiter. Seine Annonce für eine 35-Stunden-Woche klang eigentlich verlockend: „Erstklassige Konditionen: Jahresgehalt 70.000 Euro! Auch für Berufseinsteiger eine interessante Option.“

Zum Vergleich: Der Tariflohn eines angestellten Apothekers im ersten Berufsjahr liegt bei 3280 Euro monatlich. Ein junger Approbierter kommt also auf ein Jahresgehalt von knapp 40.000 Euro. Selbst in der obersten Tarifstufe ab dem 11. Berufsjahr beträgt das Jahresgehalt „nur“ knapp 48.000 Euro – Notdienste jeweils nicht mit gerechnet. Für eine Filialleitung sind je nach Standort und Verantwortung erhebliche Zuschläge auf den Tariflohn gängig. Angebot und Nachfrage bestimmen auch in Apotheken zumindest teilweise die Löhne.

Gerade Landapotheken haben es schwer. „Das Problem ist ja allgemein bekannt“, weiß auch Apotheker Wiegert. Gerade junge Menschen wollten eben dort arbeiten, wo die Musik spielt, in den großen Städten. Nicht ohne Grund hat er in seiner Stellenausschreibung erwähnt, das Münster in 45 Minuten bequem zu erreichen sei.

Doch zunächst war die Suche erfolglos: „Null Reaktion“, so das konsternierte Fazit des Apothekers in einem Chat über Personalmangel. Er geht davon aus, dass sich das Problem weiter verschärft. „Die einzige Lösung wäre, die Kompetenzen der PTA auszuweiten“, so Wiegert. Er denkt zum Beispiel an ein Vertretungsrecht im Nacht- und Notdienst.

Denn auch die vielen Notdienste auf dem Land schreckten offenbar viele junge Kollegen ab. Er selbst habe in seinen Anfangsjahren noch in zwei verschiedenen Apotheken Notdienste geschoben, um Geld zu verdienen, berichtet Wiegert, der das gesetzliche Rentenalter schon erreicht hat. Er habe damals allerdings auch rund 70 Stunden in der Woche gearbeitet.

Für angestellte Apotheker sei es trotz der immer engeren Vorschriften oft noch attraktiver, sich irgendwann selbstständig zu machen – ob nun aus finanziellen Gründen oder aus Überzeugung. So war es auch bei Wiegerts bisherigem Filialleiter, der nun eine eigene Apotheke eröffnen wird. Zwischenzeitlich hat Wiegert doch jemanden gefunden: Im Oktober werde ein junger Kollege von 28 Jahren die Filialleitung der Sonnen-Apotheke übernehmen.

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