Pünktlich zum Weltfrauentag hat der Bundestag am Freitag eine Frauenquote beschlossen. Damit soll der Anteil von Frauen in den Führungsgremien auf 30 Prozent erhöht werden, denn der liegt derzeit bei nur 18,4 Prozent, zumindest in den Aufsichtsräten der 200 größten Unternehmen in Deutschland. Apotheken müssen sich in dieser Debatte nicht verstecken: 89 Prozent des Personals sind weiblich. Unter den Leitern sind allerdings noch mehrheitlich Männer.
2013 waren von insgesamt 49.288 Apothekern 70,5 Prozent Frauen. Vor zehn Jahren waren 46.014 Pharmazeuten in Apotheken beschäftigt, 65,5 Prozent davon weiblich. Trotzdem ist der Frauenanteil bei den Apothekern noch vergleichsweise niedrig. Bei den angestellten Apothekern liegt er bei 83,7 Prozent. Unter den Pharmazeuten im Praktikum waren insgesamt 79,6 Prozent Frauen.
Noch höher ist der Anteil der Frauen bei den anderen pharmazeutischen Berufen: Unter Apothekerassistenten liegt der Frauenanteil bei 87,2 Prozent, bei Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA) bei 95,8 Prozent und bei den Pharmazieingenieuren bei 98,4 Prozent. Der weiblichste Beruf in der Apotheke ist der der Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA): 98,5 Prozent der PTA in Apotheken sind Frauen.
Insgesamt ist der Anteil der Frauen in Apotheken in den vergangenen Jahren gestiegen – 2004 lag er bei 84,7 Prozent. Auch der Anteil der Apothekenleiterinnen ist gestiegen, liegt aber nach wie vor weit unter dem Durchschnitt: 44,2 Prozent der Apothekenleiter waren 2004 weiblich, 2013 waren es 46,4 Prozent. Da aber auch die Zahl der Inhaber zurückging, gibt es heute weniger weibliche Inhaber als vor einigen Jahren. 2008 gab es insgesamt 18.751 Inhaber, von denen 45,9 Prozent Frauen. Bis 2013 war ihr Anteil zwar gestiegen, die Gesamtzahl aber auf 16.661 gesunken.
Apotheken sind der frauenfreundlichste Arbeitsplatz in der Branche. Bei den Apothekern in Krankenhausapotheken liegt der Frauenanteil bei 65,9 Prozent und bei den Apothekern in Industrie, Verwaltung, Fachorganisationen und Wissenschaft bei 59,7 Prozent. Auch in diesen Bereich ist der Anteil der Frauen gestiegen, in Krankenhausapotheken von 57,9 Prozent im Jahr 2006 und in den anderen Branchen von 53,4 Prozent.
Bei rund 50 Prozent liegt Schätzungen des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) der Frauenanteil bei den pharmazeutischen Unternehmen. Ein Blick in die Pharmabranche zeigt, dass wichtige Positionen oft weiblich besetzt sind. Bei Takeda etwa werden 90 Prozent des Umsatzes im deutschen Markt von Frauen verantwortet. Auch in der ersten Führungsebene sind viele Frauen zu finden.
Anders sieht es bei den 200 größten Unternehmen in Deutschland aus. Laut Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind in den Vorständen dieser Unternehmen nur 5,4 Prozent Frauen.
Das gemeinsam von Manuela Schwesig (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, und Justizminister Heiko Maas (SPD) vorgelegte Gesetz soll den Anteil von Frauen in den Führungsgremien wesentlich erhöhen. Von der gesetzlichen Quote erwarten sich die Ministerien mehr Chancengleichheit und einen Kulturwandel in die Arbeitswelt.
Aus Sicht von Schwesig haben die Widerstände gegen die Frauenquote die Widerstände deutlich gemacht, die jede Frau im Arbeitsalltag überwinden muss. „Er hat gezeigt, dass wir für Frauenrechte kämpfen müssen. Veränderung kommt nicht von allein.“ Maas bezeichnete die Frauenquote als „größten Beitrag zur Gleichberechtigung seit Einführung des Frauenwahlrechts“. Nach der politischen Macht bekämen Frauen endlich einen fairen Anteil an der wirtschaftlichen Macht.
Das Gesetz sieht für Aufsichtsräte von Unternehmen, die börsennotiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, eine Geschlechterquote von 30 Prozent vor. Die betroffenen Unternehmen müssen die Quote ab 2016 sukzessive für die dann neu zu besetzenden Aufsichtsratsposten beachten. Bei Nichterfüllung ist die quotenwidrige Wahl nichtig. Die für das unterrepräsentierte Geschlecht vorgesehenen Plätze bleiben rechtlich unbesetzt. Auch bei Aufsichtsräten, denen Mitglieder des Bundes angehören, soll die Quote von 30 Prozent beachtet werden. Ab 2018 soll der Frauenanteil auf 50 Prozent erhöht werden.
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