Eine dreiste Rezeptfälschung über Mounjaro (Tirzepatid, Lilly) ist Inhaberin Dr. Stephanie Röhm aus der Ilsen Apotheke in Köln in die Hände geraten. Lediglich die Kasse war falsch auf dem Rezept angegeben; ein Detail, das im Apothekenalltag schnell untergeht. Den Vorfall zeigte sie der betroffenen Arztpraxis und bei der Polizei an – an diesem Tag ist sie nicht die erste Apothekerin, die dort anruft.
Mounjaro wurde vorab telefonisch bestellt und am vergangenen Freitag abgeholt. „Die Kommunikation mit dem Kunden war sehr schwierig“, erinnert sich Röhm. Zuerst habe er nur genuschelt und auf Fragen der Apothekerin offenbar lediglich genickt. „Ich musste ihn erst fragen, was er denn überhaupt abholen möchte. Irgendwann hat er dann Mounjaro gesagt.“
Die Apothekerin holte das Präparat aus dem Kühlschrank und überprüfte die Verordnung. „Ich habe halt drüber geguckt, passt alles, Datum, Unterschrift – die Klassiker“, berichtet sie. Auch das anschließende Beratungsgespräch verlief holprig. „Ich musste manche Sachen zwei- bis dreimal sagen. Dann bekam ich noch die 20 Euro Zuzahlung und zack! weg war er.“
Den Verdacht, dass es sich bei dem Rezept um eine Fälschung handeln könnte, hatte die Apothekerin nicht. Erst in der Rezeptkontrolle am vergangenen Montag fiel einer Kollegin auf, dass der Druck des Rezeptes unregelmäßig war. Daraufhin betrachtete das Team das Rezept genauer. „Also klar, der Druck war nicht ganz perfekt, der Rest war aber sehr einheitlich, auch die Arztunterschrift.“ Die Praxis befindet sich zwar nicht in unmittelbarer Nähe zur Apotheke, ist dem Team jedoch gut bekannt, „die Adresse stimmt auch“. Schließlich fiel einer Kollegin die falsch geschriebene Krankenkasse – „Bamer“ statt Barmer – auf und sie machte Röhm auf den Fehler aufmerksam. „Ich dachte, das darf nicht wahr sein.“
Schließlich konnte die betroffene Arztpraxis bestätigen, die Verordnung nicht ausgestellt zu haben. „Es war sehr wahrscheinlich ein Blanco-Rezept“, schätzt die Apothekerin. Den Vorfall meldete die Inhaberin bei allen zuständigen Behörden. Bei der Polizei zeigte man sich überrascht: „Ich rief an und sagte, dass ich ein gefälschtes Rezept melden möchte. Die Reaktion war: ‚Was, schon wieder?‘“ Denn: Röhm war nicht die einzige Apothekerin, die sich an diesem Tag wegen einer Fälschung gemeldet hatte. „Ich finde es einfach erstaunlich, dass Mounjaro immer noch ein so großes Thema ist. Was hinter einer solchen Rezeptfälschung steckt, das muss man sich mal vor Augen führen.“
Die Fälschung teilte die Apothekerin auch auf Social Media – und das nicht nur in Fachkreisen. Dabei gehe es ihr nicht nur um den finanziellen Verlust, sondern auch darum zu zeigen, „was in der Apotheke so los ist“. Die Fälschung machte sie dort transparent – mit dem Kommentar: „Knapp 700 Euro futsch.“ Röhm glaubt, dass viele Menschen nicht wissen, dass die Kosten für Mounjaro normalerweise von der Krankenkasse an die Apotheke erstattet werden – oder eben nicht. „Ich möchte zeigen, dass Fälschungen immer noch aktuell sind und was sie eigentlich für eine Apotheke bedeuten. Dass das alltägliche Situationen für uns sind und worauf wir eigentlich alles achten müssen. Ich bleibe jetzt wegen einer Abnehmspritze auf 700 Euro sitzen.“